Robert Herzl

Darstellende Kunst
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Ja, das alles auf Ehr …

Er wollte Schauspieler werden, aber sein Vater, der ein begeisterter Wienerlied-Sänger war und in Graz eine bekannte Weinstube führte, wo sich auch gerne Künstler trafen, meinte zu seinem Sohn: »Weißt du, Bertl, wenn du Wirt bist, kannst du einen Künstler auf eine Flasche Wein einladen; wenn du Künstler bist, musst du dankbar sein, wenn dich einer darauf einlädt.« So promovierte er zum Doktor der Handelswissenschaft und studierte nebenbei Schauspiel und Regie am Wiener Max-Reinhardt-Seminar sowie Gesang am Konservatorium der Stadt Wien.
… das kann er und noch mehr …
Es folgte ein Engagement am Stadttheater St. Gallen, wo er mit seinen ersten Regietätigkeiten begann. 1972 kam er an die Wiener Volksoper, der er bis 1999 treu blieb. Fünf Direktoren war er untertan: Albert Moser, Karl Dönch, Eberhard Wächter, Ioan Holender und Klaus Bachler. Vom Chefdisponenten und Oberspielleiter schaffte er es bis zum stellvertretenden Direktor und gehörte als Mitglied der Direktion an. In dieser Zeit inszenierte er unzählige Erfolgsproduktionen, und es gelang ihm, auch österreichische Erstaufführungen – u.a. Siegfried Matthus’ »Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« oder »Pollicino« von Hans Werner Henze – an der Volksoper aufzuführen. Daneben war er Intendant des Wiener Sommers und Gastprofessor an der Universität für darstellende Kunst und Musik in Wien.
»Als flotter Geist« hat er zuerst mit den Volksoperngastspielen »die halbe Welt durchreist«. Nach dieser Ära war er als gefragter freischaffender Musiktheaterregisseur unterwegs. Trotz seiner internationalen Erfolge blieb er Österreich treu. So erntete er auch stets großen Beifall für seine homogenen und opulenten Aufführungen bei den Sommerfestivals, wie z. B. den Bregenzer Festspielen, den Seefestspielen Mörbisch, den Schlossfestspielen Langenlois oder den Opernfestspielen und den Passionsspielen in St. Margarethen.
… wenn man’s kann ungefähr, ist’s nicht schwer …
2005 suchte Baden für das Stadttheater und die Sommerarena einen künstlerischen Direktor. Sie fanden in Robert Herzl, kurz »Bobby« genannt, den richtigen Mann. Mit seiner CD-Sammlung sowie einem Koffer voller Ideen und Raritäten übersiedelte er mit seiner Gattin in die geschichtsträchtige Kurstadt Baden. Sein Ziel: zu beweisen, dass die Operette kein verstaubtes und todgesagtes Genre ist, sondern dass die Operette lebt! Seine Spielpläne sprühen förmlich von Phantasie und Enthusiasmus. Von Paul Abraham bis Carl Michäl Ziehrer darf keine Operette fehlen. Bobby Herzl hat seinem Publikum auch selten gespielte Werke wie z. B. »Der Orlow« von Bruno Granichstädten nie vorenthalten. Skeptiker zweifelten am Erfolg, aber sie wurden eines Besseren belehrt. Sein Rezept für qualitätsvolle Operettenaufführungen lautet: Egal um welches Stück es sich handelt, jede Rolle muss ernst genommen werden. Man verzichte auf modernes Regietheater, nehme dafür eine kleine Prise Flitter und Pomp, ein adäquates Bühnenbild und Kostüme, engagiere spielfreudige gute Sängerinnen und Sänger und inszeniere mit dem ausgezeichneten Ensemble, dem hervorragenden Orchester, dem tanzfreudigen Ballett und dem stets motivierten Team ein spritzig-witziges, rührseliges, kritisches, aber ja nicht kitschiges Werk und verzaubere damit das Publikum.
Bobby Herzl ist ein Faktotum (lat. fac totum – mache alles!). Und so hielten auch das Musical (u.a. »Hair«, »Les Misérables«, »Evita«) und die Oper Einzug in Baden. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Stadttheaters hat er ganz einfach eine seiner Lieblingsopern, »Hoffmanns Erzählungen«, aufgeführt. Das war der Beginn für einen noch attraktiveren Spielplan, der von den Standardwerken der Operette bis zu Raritäten, vom Musical bis zur Oper, vom Sprechtheater – durch die Kooperationen mit dem Landestheater St. Pölten – bis zum Kinder- und Jugendtheater alles zu bieten hat.
Er hat sein angestrebtes Ziel erreicht: Baden wurde durch ihn nicht nur ein anerkanntes Zentrum für musikalisches Unterhaltungstheater, sondern Robert Herzl machte Baden zu der Operettenmetropole im deutschsprachigen Raum.
Ja, das alles auf Ehr, das kann er und noch mehr!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2013