«Die Biene und der Kurt»
Oft sind es «die üblichen Verdächtigen», die Literaturpreise einheimsen. Ganz anders bei Robert Seethaler, einem der beiden diesjährigen Literatur-Anerkennungspreisträger(innen) des Landes Niederösterreich. Der 1968 geborene Autor lebt und arbeitet in Kaltenleutgeben. Seine Biografie weist so unterschiedliche Tätigkeiten wie Einzelhandelskaufmann, Physiotherapeut, Berufsschullehrer, Jugendbetreuer und Journalist («Kurier», «Presse») sowie Theaterinszenierungen in Wien, Stuttgart und Berlin auf. Danach ver liert sich, künstlerisch gesehen, der Bezug zu Niederösterreich, ja zu Österreich über haupt. Für sein herausragendes Drehbuch «Heartbreakin’» wurde ihm 2005 beim Münchner Filmfest der Tankred-Dorst-Preis verliehen. 2006 erschien beim renommierten Schweizer Verlag Kein & Aber sein Debütroman «Die Biene und der Kurt», 2007 erhielt er für sein herausragendes Romandebüt den Preis der Thomas-Mann-Stiftung Lübeck, und 2008 bekam er das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste in Berlin. Zum Glück für Niederösterreich reichte Robert Seethaler für den Anerkennungspreis 2008 ein. Wer weiß, wie lange man ihn hierzulande sonst noch unbewusst und unabsichtlich übersehen hätte? Die fünfköpfige Jury war einstimmig davon überzeugt, den eingereichten Roman «Die Biene und der Kurt» mit einem Anerkennungspreis auszuzeichnen. Das Debütwerk von Robert Seethaler, das schon vor Erscheinen (als Drehbuch) den Tankred-Dorst-Preis erhielt, erzählt in unnachahmlicher Sprache und Sprachkomik die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen der 16-jährigen, kleinen, pummeligen, Brill en wie Bierkrugböden und eine schräg aus dem Kopf ragende Pferdestummelfrisur tragenden Biene und dem abgehalfterten, kettenrauchenden und versoffenen Rock ’n’ Roller und Schlagersänger Kurt «Heartbreakin’» Dvorcak. Der 290 Seiten dicke Roman erzählt eine wunder same, zu gleich tragikomische Geschichte, die einen – wie der beim Lesen im Kopf ablaufende Film – so sehr in ihren Bann zieht, dass man sie am liebsten in einem konsumieren möchte.