Doppelbödigkeit als künstlerisches Motiv
Als die Bilderwelt des Malers Robert Kabas 1978 im Rahmen der internationalen Kunstmesse K45 im Wiener Künstlerhaus in einem umfangreichen Rahmen präsentiert wurde, war der Niederösterreicher innerhalb der österreichischen Kunstöffentlichkeit nicht mehr nur vertreten, sondern hat gleichsam ,,wie über Nacht“ einen exponierten Platz eingenommen.
Damals, erst zwei Jahre nach Abschluß des Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien mit dem Malerdiplom bei Professor Walter Eckert, hinterließ Kabas beim Publikum bereits den Eindruck einer fertigen“ Künstlerpersönlichkeit. Tatsächlich sind zu diesem Zeitpunkt bei ihm zwei dafür wesentliche Momente gleichzeitig aufeinandergetroffen. Einerseits hatte er sich ein großes Repertoire von malerischen und grafischen Ausdrucksmöglichkeiten geschaffen, andererseits verfügte er bereits über eine Fülle von inhaltlichen Motiven, die größere Themenkreise andeuteten.
In den darauffolgenden sechs Jahren intensiver Weiterarbeit hat Kabas bewiesen, daß er diesem ersten Kapitel künstlerischer Entwicklung noch vieles hinzuzufügen hatte. So ist sein CEuvre mächtig angewachsen, quer durch umfangreiche Zyklen zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch das ganze Schaffen Chance und Unvermögen zwischenmenschlicher Kommunikation via Bild.
,, Es gibt für alles eine Erklärung, aber für nichts nur eine Erklärung“ oder ,,Zwei sehen nicht dasselbe“ kommentiert Kabas in literarischen Beifügungen. Diese Anspielungen auf Zwei- und Mehrdeutigkeiten sprachlicher, insbesondere bildsprachlicher Mitteilungen wenden sich gleichzeitig als Aufforderung an den Betrachter, die Bilder durch eigene Interpretation zu ergänzen und somit fertigzustellen. Kabas, der auch auf literarischem Gebiet kontinuierlich arbeitet dem Thema Kunst hat er auch zwei satirische Bücher gewidmet, die er im Eigenverlag herausgegeben hat bietet dem Betrachter genügend Einstiegshilfen an kurze ergänzende Texte leiten an und Bildzitate vertrauter Gegenstände aus der Alltagswelt ziehen zunächst den Blick auf sich. Jedoch mit scharfsinnigem Bildwitz verstrickt Kabas jene, die sich vorschnell darauf eingelassen haben, nach einer eindeutigen Aussage zu suchen, immer wieder in ein neues Netz von Sinnzusammenhängen.
Auch formal setzt sich diese Doppelbödigkeit fort. War der Zeichner Robert Kabas 1979 ein österreichischer Vertreter bei „ZEICHNUNG HEUTE“, der Internationalen Jugendtriennale Nürnberg, so hat er in den letzten Jahren die Intentionen des Malers stark forciert. Malerei und Zeichnung verdichtet er beinahe immer zu einem Bild für viele andere Künstler ein gänzlich unvereinbares Unternehmen.
Weitere Gegensatzpaare tauchen auf. Technische Darstellungsweisen konkurrieren mit archaischer Symbolik. Eine intensivere Auseinandersetzung mit letzterer erlaubte ihm ein Ägypten-Aufenthalt im Rahmen eines sechsmonatigen Auslandsstipendiums und hat überdies neue Impulse gebracht das Bild des Menschen hält Einzug in die Welt der Gegenstände.
Das Zeichnen als Dokumentation des denkenden und erlebenden Ichs hatte für den Künstler schon in der Kindheit, die er in dem im niederösterreichischen Voralpenland gelegenen Purgstall verbrachte, zentrale Bedeutung. Die Landschaft, in die er hineinwuchs, hat vor allem den noch studierenden Künstler als stimulierendes Moment veranlaßt, diese immer wieder als Grundlage für seine Kompositionen heranzuziehen. Robert Kabas, der heute auf internationaler Ebene vertreten ist, hat den visuellen Kontakt zur Bevölkerung seines Heimatortes aufrechterhalten, zuletzt 1979 bei einer Ausstellung im Schloß Purgstall.