Rupert Feuchtmüller

Erwachsenenbildung

Der Initiator der Nö. Landesausstellungen

Wenn auch mehr durch Zufall Professor Dr. Rupert Feuchtmüller im niederösterreichischen Moosbrunn geboren wurde, so ist dieses Bundesland für nahezu seine ganze berufliche Laufbahn bestimmend geworden: verdankt doch das nach dem Zweiten Weltkrieg neu eingerichtete Niederösterreichische Landesmuseum in allen seinen Sammlungsbereichen seine Gestaltung und Organisation der überlegten Tatkraft Herrn Prof. Feuchtmüllers. Auch die Idee der Landesausstellungen, die nicht zuletzt nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges eine kulturelle Wiederbesinnung erbringen sollten, ist maßstäblicher Anteil des jahrzehntelangen Wirkens dieses an der Universität Graz in Kunstgeschichte habilitierten Universitätsprofessors. An der Universität Wien nach Studien der Germanistik, klassischer Archäologie und hauptsächlich mittlerer und neuerer Kunstgeschichte promoviert, widmete er seine berufliche Praxis dem Musealwesen in gleicher Weise, wie auch Anregungen und Erfolge hinsichtlich der Reaktivierung von ungenutztem baulichen Kulturgut untrennbar mit seinem Wirken verbunden sind. Bei der Erfüllung speziell letzteren Anliegens war auch die Organisation und Bearbeitung von Landesausstellungen ein wesentlicher Faktor, der speziell in der Zeit des Wirkens von Prof. Feuchtmüller in Niederösterreich diesen einen Rang verlieh, der, über lokale Bedeutung weit hinaus gehend, auch international hohe Anerkennung erfuhr. Ausstellungen wie die über das Wirken des niederösterreichischen Malers Kremser Schmidt in der Nachkriegszeit oder 1959 die Ausstellung über die Gotik in Niederösterreich, 1963 über Paul Troger im Stift Altenburg, oder die Romanik-Ausstellung 1964 in der ehemaligen Minoritenkirche in Krems-Stein sind in heutiger Retrospektive sowohl hinsichtlich der Auswahl der Exponate als auch in der Gestaltung und in der Katalogbearbeitung zu Recht Legende. Damals waren tatsächlich die Konfrontation des Publikums mit dem originalen Exponat und ein handlicher und doch informativer Katalog zentrale Anliegen, und dies ließ die Ausstellungen durchwegs als äußerst sehenswert erscheinen. Es würde zu weit führen, die einzelnen größeren und kleineren Niederösterreichischen Landesausteilungen, die von Herrn Professor Feuchtmüller betreut wurden, anzuführen. Eine Laudatio ohne die Erwähnung der Ausstellung über Kaiser Friedrich Ill. 1966 in der aufgelassenen Kirche St. Peter an der Sperr in Wiener Neustadt und der 1974 veranstalteten Renaissance-Ausstellung in der Schallaburg hieße die Sternstunden seines Wirkens verleugnen. Die Vielfalt der Landesausstellungen hinsichtlich ihrer Themen und hinsichtlich auch ihrer verschiedenen Austragungsorte beweist das umfassende Engagement bezüglich der Revitalisierungsabsichten jeder nur möglichen Rettung eines Kulturdenkmales, wie auch in gleicher Weise seine Vielseitigkeit als Kunsthistoriker hiedurch zur Geltung kommt. Nicht zuletzt erfuhr dieses angesprochene vielseitige Interesse auch in seinen Publikationen ihren Niederschlag, die nicht nur in einem Fall in mehreren Auflagen erschienen: seine Auseinandersetzungen mit dem umstrittenen Reliefzyklus der spätromanischen Kirche von Schöngrabern sind hier ebenso zu nennen wie die Publikationen über die spätgotische Architektur in Niederösterreich sowie über den Altar von Mauer bei Melk, seine Bücher über den Wiener Stephansdom, seine vielfältigen Beiträge in den Katalogen sowie seine Studien über die Renaissancearchitektur, vornehmlich freilich über die Schallaburg, über das Haus der Niederösterreichischen Landstände und über das Wiener Neugebäude, seine Beschäftigung mit Jakob Prandtauer und dem österreichischen Hochbarock sowie der Spätbarockmalerei und dem Wirken Paul Trogers, Franz Anton Maulbertsch und vor allem Kremser Schmidts, bis zur Malerei des 19. Jahrhunderts vornehmlich Gauermann und Waldmüller bis hin zur Kunst des 20. Jahrhunderts, und da vor allem mit dem Werk Oskar Kokoschkas, reicht die Palette vieler Publikationen Rupert Feuchtmüllers. Synchron mit seinem Wirken am Niederösterreichischen Landesmuseum, in dem er zusätzlich eine Fülle kleinerer Ausstellungen veranstaltete, konnte er in den Vorbereitungsphasen zu den Landesausstellungen eine Schar begeisterter Mitarbeiter motivieren: von den wissenschaftlichen Fachkollegen angefangen, über die Restauratoren, die Fotografen, Graphiker und Handwerker war unter seiner Anleitung und seiner verständnisvollen Haltung und Aufgeschlossenheit in allen anstehenden Fragen ein beglückendes Arbeiten möglich. Die gewiß nur unvollständig aufgezählten Eigenschaften führten dazu, daß Prof. Feuchtmüller neben seiner beruflichen Haupttätigke.it im Kulturreferat des Amtes der Niederösterreichischen Landesregierung auch von anderen Institutionen als Fachmann konsultiert wurde. Seine Lehrtätigkeit am Kunsthistorischen Institut der Universität Graz und seine zahlreichen Unterstützungen bei kleineren und größeren Museumsprojekten führten nicht zuletzt zu seiner ehrenamtlichen Tätigkeit für die Erzdiözese Wien, wo unter seiner Anleitung das Erzbischöfliche Dom- und Diözesanmuseum neu eingerichtet und durch die Integration der Otto Mauer-Sammlung erheblich erweitert wurde. Das erfolgreiche Wirken fand in hohen Auszeichnungen Niederschlag, wofür stellvertretend das Komturkreuz des päpstlichen Silvester-Ordens, das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, der Mozartpreis der J. W. von Goethe-Stiftung in Basel genannt seien. Wenn auch nunmehr im Ruhestand, so hat die konsultative und publizistische Tätigkeit von Rupert Feuchtmüller nicht nachgelassen.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1987