Kleine Nachtmusik
«Mein Gott, warum laufen die Männer immer wortlos aus meinem Leben? Hätte er nicht wenigstens einen Satz sagen können?» Tragik und Komik liegen in dieser Frage, in ein und demselben Umstand; auf der Suche nach der Antwort begibt sich die Hauptfigur aus Silke Hasslers Theaterstück «Kleine Nachtmusik» auf eine Reise durch eine Nacht. Vom Schlagen eines Metronoms angetrieben, zieht sie durch die Großstadt und begegnet den unterschiedlichsten Menschen. Voller Sehnsüchte und Verletzungen ist diese Frau und gleichzeitig voller Stärke. Silke Hassler stellt Frauen ins Zentrum ihrer Texte, die aber keine Ideologien vertreten, sondern ausschließlich sich selbst. Tragisch ist ihr Sein, komisch ihr Umgang damit; durch die Dramaturgie, die ästhetische Umsetzung, wird aus der Beobachtung, der Erfahrung, dem eigenen Erleben Literatur. Oder anders: Weniger der Inhalt als vielmehr die Form ist die Erfindung, die Fiktion. Oder noch einmal anders: Silke Hassler erschafft Theaterfiguren – im besten Wortsinn. Ähnliches gilt auch für ihr Stück «Qualifikationsspiel». Ein Mann, geschädigt von seinen bisherigen Beziehungen, versucht in einer Psychiatrie eine Frau kennen zu lernen. Dort müsse man nur einen Blick in die Krankenakte der Patientinnen werfen, um zu wissen, mit wem man es zu tun hat, denkt er, folglich könne ihn nichts mehr enttäuschen, wo die Katastrophe schon herrsche, könne keine mehr geschehen. Welch ein aberwitziger Irrtum …
Silke Hassler, geboren 1969 in Klagenfurt und nun schon seit vielen Jahren in Retz lebend, war Opern- und Theaterdramaturgin, Übersetzerin und Librettistin der Opern «Azräl» und «Endlich Schluß». Sie schrieb und veröffentlichte Abhandlungen, Essays und Reden, hielt im In- und Ausland eine Reihe von Vorträgen und ist überdies als Herausgeberin beim Suhrkamp Verlag tätig. In erster Linie aber ist sie eine wunderbare Dramatikerin.