Silvia Sommer

Musik

Auch Frauen können komponieren

Mit Silvia Sommer wurde erstmals eine Komponistin mit einem Förderungspreis des Landes Niederösterreich ausgezeichnet. Die Frage, warum die komponierende Frau eher eine Ausnahmeerscheinung ist, wurde zwar- immer wieder gestellt, doch kaum befriedigend beantwortet. Gerade in letzter Zeit befaßten sich einige Medien mit dieser Problematik- so brachte beispielsweise die österreichische Autorenzeitung eine ausführliche Untersuchung über die Stellung der Komponistin in Vergangenheit und Gegenwart, das gleiche Thema behandelte der ORF in einer Schulfunk-Sendereihe. In diesem Rahmen wurde übrigens der nunmehrigen Förderungspreisträgerin eine eigene Sendung gewidmet. Die Verleihung des Preises an Silvia Sommer hat nun aber mit diesen Dingen nichts zu tun; die Jury war ganz einfach der Ansicht, daß Frau Sommer eine gute und gekonnte Musik schreibt, spritzig, voll Esprit und unterhaltend im besten Sinne. So z.B. las man im Kurier: Um diese ihre Musik zu erklären, genügt vielleicht der Name Gershwin oder, als ein Künstler der Gegenwart, der Mort Schumans.“ Die Wiener Zeitung schrieb über eine Aufführung ihrer Sonatine für Flöte und Klavier: Dieses kleine Werk hat seine Vorfahren ebenso im Barock wie offenbar im Frankreich unseres Jahrhunderts, wobei etwa besonders an den geist- und einfallsreichen Jean Francaix zu denken wäre. Das Werk der jungen Wienerin ist dankbar für beide Instrumente, eine hervorragende Spielmusik mit Schwung und köstlicher thematischer Verarbeitung, knapp und daher wirkungsvoll in der Aussage und – was besonders zu rühmen ist, weil es heutzutage recht selten vorkommt – im langsamen Mittelsatz ausdrucksvoll und empfunden, wobei die Spannung bis zur letzten Note erhalten bleibt.“ Die in Waldkirchen im Waldviertel lebende Komponistin wurde am 9. April 1944 in Wien geboren. Schon früh zeigte sie Interesse am Klavierspiel, sodaß sie bereits mit acht Jahren in die Klavierklasse der legendären Frau Prof. Marianne Lauda an der Wiener Musikakademie aufgenommen wurde. Ihre weitere pianistische Ausbildung übernahm dann bis zur Diplomprüfung im Jahre 1970 Prof. Josef Dichler. Es liegt auf der Hand, daß sich auch ihr kompositorisches Interesse hauptsächlich dem Klavier zuwandte. Mit elf Jahren schrieb sie ihre ersten Klavier-Kompositionen, bevor sie 1959 Schülerin von Prof. Alfred Uhl wurde und bei ihm Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition studierte. Noch in ihrer Studienzeit schrieb sie Bühnenmusiken für das ,,Experiment am Lichtenwert“ und für das ,,Ateliertheater am Naschmarkt“.In den Jahren nach 1970 unternahm sie Studienreisen nach Griechenland, bekam Engagements als Pianistin und Organistin und führte dabei zahlreiche eigene Kompositionen auf, vor allem in Europa und in Lateinamerika. Im Werkverzeichnis von Silvia Sommer findet man vor allem Kammermusik in verschiedensten Besetzungen, Lieder, Chansons, aber auch echte Unterhaltungsmusik. Erwähnt wurden ja bereits ihre Klavierkompositionen und ihre Bühnenmusiken. Die Verleihung des Förderungspreises des Landes Niederösterreich soll als Anerkennung der bisherigen Leistungen der Komponistin, aber auch als Ansporn zu weiteren Aktivitäten verstanden werden. Auf der anderen Seite benötigt auch das Land Niederösterreich künstlerische und schöpferische Persönlichkeiten, die etwas auszusagen haben. In diesem Sinne kann man also beide, die Komponistin Silvia Sommer und das Land Niederösterreich, beglückwünschen

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1982