Simone Hirth Seidl

Literatur
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Das Passivhaus

Der ökologische Fußabdruck Die Angst. Zu hell. Zu viel Licht. Simone Hirth begründet mit ihrem Text «Bananama» einen Ort, an dem es für die Ich-Erzählerin, ein etwa sechsjähriges Mädchen, kein Entrinnen und kein Verstecken gibt. In den harmlos daherkommenden Ereignissen kündigt sich ein größeres, schreckliches an. Das ist gelungen. Trotz des einleuchtenden Welterklärungsmodells, das der Vater dem Kind liefert und das durch Alternativenergie, Selbstversorgung, Geldverzicht Heil verspricht, wächst im Kind Misstrauen. Wo ist das Haus der Großmutter, in dem mansich verstecken konnte? Das heimliche und unheimliche Geheimnisse barg? Großmutters Haus atmete. Auf den Kellertreppen krochen Nacktschnecken. Eine finstere Kammer gab es, in die man die Angst sperren konnte. Das neue Haus ist ein Schuhkarton. Alles weiß. Vater sagt: «Wir verbrauchen jetzt viel weniger Energie.» Warum aber ist alles so hell, wenn die Eltern behaupten, dass die Maulwürfe auf ihrer Seite seien? Eine Sense wird gestohlen, der Hasenstall grob aufgerissen, Hans, der Hase, ist nicht mehr zu finden. Ein Schrei ist im Wald zu hören. Ab jetzt wird die Türe versperrt.Simone Hirth lässt das Mädchen in ihrer Sprache sprechen. So rückt einem das kindliche Unglück in diesem Haus,dem es an Liebe fehlt, ganz nahe. Bald könnte daraus, das traut man ihr zu, ein geglückter Roman werden.Simone Hirth ist in Freudenstadt geboren und 2016 nach Kirchstetten in Niederösterreich gekommen. Hier lebt sie als freischaffende Autorin und Lektorin. So besteht nun neben dem «Audenhaus» ein lebendiges, noch nicht so bekanntes «Hirth-Seidl-Haus». Darin eine Autorin, die seit ihrer Jugend schreibt und in Anthologien und Literaturzeitschriften Prosaminiaturen und Gedichte veröffentlicht. Simone Hirth erhielt Literaturstipendien und 2014 den Schwäbischen Literaturpreis.
Sie gründete mit anderen Kunstbewegten die Initiative «Wildwuchs Wienerwald». Ihr erster Roman «Lied über die geeignete Stelle für eine Notunterkunft» erschien 2016 bei Kremayr & Scheriau. Ein weiterer wird wohl bald folgen.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2017