Spielfeld – Theaterspielgruppe Lilienfeld

Erwachsenenbildung
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Geschichte mit Geschichten

Astrid: Den Geza Bischitz hat die SS Lilienfeld am 10. November ’38 abgeholt. Er musste die Straße kehren und wurde anschließend ins Gefängnis gesteckt, dann nach Sankt Pölten überstellt und ist schließlich mit dem ersten Transport nach Dachau abgegangen. Dort war er bis 1. Februar ’39, dann gelang ihm die Flucht nach England. Der Gisela und ihrer Mutter Marie hat man das Geschäft weggenommen, ich glaube, die haben keine Abfertigung bekommen (aus «Geschichten von Herrn K.», Regie: Susanne Schönbrunner). Herr Karl: Da war a Jud im Gemeindebau, a gewisser Tennenbaum. Sonst a netter Mensch. Da ham s’ so Sachen gegen de Nazi g’schrieben auf de Trottoir … und der Tennenbaum hat des aufwischen müssen. Net er allan, de anderen Juden eh aa … (aus «Der Herr Karl» von Helmut Qualtinger und Karl Merz).Die Theatergruppe Spielfeld aus Lilienfeld, gegründet 2003, erarbeitet jede Saison Stücke mit autobiografischen Versatzstücken oder legt Neuinterpretationen klassischer Stücke an. Dieses Jahr glückte dem Ensemble eine Fusion beider Anliegen. In «Geschichten von Herrn K.» gibt die Figur des opportunistischen Österreichers Herr Karl den Rahmen zu den Szenen, die aus autobiografischem Material gesammelt wurden. Regisseurin Susanne Schönbrunner führte 30 Interviews mit Zeitzeugen aus dem Traisen- und Gölsental und baute ihre Erinnerungen in das Stück der Laientheatergruppe ein. So entstanden Authentizität und die Verbindung zwischen den Generationen, die der Theatergruppe Spielfeld ein besonderes Anliegen sind. Das multimedial gestaltete Stück wird durch die «Nebenschauplätze», die gleichrangig mit dem Strang der Handlung (Weltwirtschaftskrise, Ständestaat, Zweiter Weltkrieg, Befreiung durch die Alliierten) verwoben sind, lebendig. Der Einstieg ist eine TV-Kochshow mit kostengünstigen Rezepten aus heimischem Gemüse, die den Konnex zur Weltwirtschaftskrise der 1930er-Jahre herstellt. Die alten Kinderspiele, wie Murmelnscheiben oder das «Schlampampn-Raten» haben für ältere Besucher einen großen Wiedererkennungswert. Im Cellarium des Stifts Lilienfeld gestalteten die Mitglieder der Theatergruppe eine begleitende zeithistorische Ausstellung.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2010