Ein junger Mödlinger auf dem Weg zur Weltspitze
Seit etwa einem halben Jahr wohnt in einem der schönsten Bürgerhäuser Mödlings einer der profiliertesten jungen Pianisten Österreichs, der 21jährige Stefan Viadar. ,,Mein Elternhaus ist eine typische Wiener Mischung mein Vater stammt aus der Slowakei, meine Mutter ist in der Steiermark aufgewachsen“ -, bekennt der in Wien geborene, aber in Brunn a. Geb. aufgewachsene Musiker. Stefan Vladar besuchte zunächst das Mödlinger Gymnasium und wechselte dann zum Wiener Musikgymnasium in der Neustiftgasse, wo er die Oberstufe absolvierte und auch maturierte. Gleichzeitig war er auch seit 1978 an der Wiener Musikhochschule inskribiert, an welcher er bei Renate Kramer-Preisenhammer den Vorbereitungslehrgang auf das Konzertfach belegte. Über seine Lehrerin spricht Vladar nur in höchsten Tönen: ,, Fast alle guten österreichischen Pianisten haben bei ihr an der Musikhochschule gelernt.“ Seit seinem 16. Lebensjahr besucht der Pianist die Meisterklasse bei Prof. Hans Petermandl, dem hervorragenden Schubertinterpreten, der für Stefan Vladar auch einer der exzellentesten Didakten ist. Das Ereignis, das die bisherige Karriere des Pianisten am Entscheidensten beeinflußt hat, ging 1985 über die Bühne: Er gewann mit der Interpretation des IV. Klavierkonzertes von Beethoven als bisher jüngster Preisträger den 7. Internationalen Wiener Beethoven-Klavierwettbewerb. Dieser Triumph hat das Leben des jungen Niederösterreichers völlig verändert. Schlagartig bekannt geworden, will man von Stefan Vladar immer wieder Beethoven hören, sein Terminkalender ist beinahe schon so ausgefüllt wie bei Pianisten vom Rang eines Pollini oder Brendel. Zum Zeitpunkt dieses Interviews war Vladar gerade von Festkonzerten in Schleswig-Holstein, Ossiach, Salzburg und Neuberg a. d. Mürz heimgekehrt, wo er im Dormitorium des ehemaligen Stiftes einen stimmungsvollen Klavierabend gegeben hatte. Im Herbst dieses Jahres geht es dann Schlag auf Schlag: Mozart-Klavierkonzerte in Toulouse, ein Soloabend beim Brucknerfest in Linz, Rundfunkaufnahmen in Berlin und am 10. Oktober die Interpretation des Schumann-Klavierkonzertes im Gr. Musikvereinssaal mit dem Utah Symphony Orchestra. Unmittelbar nach dem Wiener Konzert beginnt eine Asientournee, nur zwei Tage nach dem Auftritt im Musikvereinssaal spielt Vladar in Shanghai; Konzerte in Peking, Bangkok und Seoul folgen. Kein Wunder, daß sich der in Kürze 21jährige seine Termine bereits von einem Manager koordinieren läßt. Welche Programme will man von Stefan Vladar hören? Auf Grund seines Erfolges ist er auf Beethoven festgelegt: ,,Immer wieder wird von mir Beethoven gewünscht SO spiele ich an jedem meiner Abende zumindest ein großes Werk von Beethoven“ erläutert der Musiker, der aber auch Mozart, Schubert, Chopin und Brahms spielt und vor allem Schumann liebt. Aber auch an der Modernen geht der Pianist nicht vorbei so hat er mit großer Begeisterung das dritte Bartok-Konzert einstudiert. Im Herbst spielt er in Wien seine erste Platte ein natürlich mit einem reinen Beethoven-Programm: die Sonaten op. 22 und op. 90 und das herrliche ,,Andante favori“ in F-Dur. Nachdem der Pianist mit seiner Familie im Alter von 14 Jahren nach Perchtoldsdorf übersiedelt war, wohnt er nun seit rund sechs Monaten im ersten Stock des prächtigen St. Othmarhofes in Mödling, einem Renaissancebau aus 1564 mit spätgotischem Erker und ornamentalen Sgraffiti. In einem der beiden großen Wohnzimmer mit barockisierter Decke steht sein Bösendorfer Imperial, der hier dank der dicken Mauern seine volle Klangpracht entfalten kann. Ist Stefan Vladar, dessen beide Brüder ebenfalls Musiker sind der 24jährige Michäl ist Schlagzeuger beim Salzburger Mozarteum-Orchester, der 23jährige Wolfgang Hornist beim Wiener Volksopernorchester-, mit dem bisher Erreichten nicht mehr als zufrieden? ,,Da es mehr Pianisten als Chinesen gibt ein Spruch meines Lehrers Hans Petermandl, muß ich weltberühmt werden, da ich nur dann die Chance habe, mit den berühmtesten Orchestern und auf den besten Instrumenten spielen zu können“, erklärt der junge Mödlinger selbstbewußt, der von einem mörderischen Konkurrenzkampf in der Pianistenszene spricht. Er ist von seinem Können überzeugt, ohne aber arrogant zu wirken Vladar ist sich dessen bewußt, daß er nur mit sicherem Auftreten und klar gesteckten Zielen den eingeschlagenen Weg weitergehen kann. Es ist ihm zu wünschen, daß er zur Weltspitze vorstößt.