Eine eigene Welt
Stefan Zsaitsits meisterhafte Zeichnungen sprechen sehr konkret die Gefühlsebene an. Er thematisiert die Ambivalenz der menschlichen Psyche, verknüpft Traum und Realität, Schwäche und Stärke. Durch Körperhaltung, Mimik und Gestik und mit einer starken Symbolik in den dargestellten Attributen macht er innere Gefühlszustände wie Angst, Traurigkeit und Schmerz spürbar. Er hadert nicht, er revoltiert nicht, er will weder die Welt noch seine Existenz anklagen. Mit einem Hauch von Ironie und geheimnisvoller Absurdität stellt er fest, dass Flaute herrscht und wartet auf Aufwind.
Geboren 1981 in Hainburg an der Donau, studierte er bei Adolf Frohner und Gerhard Müller an der Universität für angewandte Kunst Wien. Er erhielt zahlreiche Förderstipendien, Preise und Ankäufe von Bund und Land Niederösterreich und ist in der Albertina und im Lentos in Ausstellungen präsent.
Franz Kafka beschreibt in vielen seiner Erzählungen ein unheimliches Gefühl dunkler Ungewissheit, einer rätselhaften, unkonkreten Bedrohung, eines Ausgeliefertseins gegenüber schemenhaften dunklen Mächten. Es sind immer Menschen, die in ihrem Unvermögen, Situationen zu durchschauen, Anordnungen und Gesetze zu verstehen, in Apathie verfallen und schließlich Scheitern.
Diese Gefühls- und Seinszustände sind in Stefan Zsaitsits Figuren spürbar sind. Seine Kopf- oder Halbfiguren sind nicht Porträts im klassischen Sinn. Sie sind vielmehr Ausdruck und Abbild psychologischer Befindlichkeiten mit autobiografischen Zügen. Seine Zeichnungen sind gleichsam die Essenz der geschilderten Gefühlszustände, sie drängen nach „Allgemeingültigkeit“. Nie ist der Blick auf den Betrachter gerichtet, immer in sich versunken, mit sich selbst beschäftigt, immer auf der Hut, etwas von sich Preis zu geben. „Ins Narrnkastl schauen“, vor sich hinträumen, Sehnsüchten nachgehen und nach dem Paradies suchen, im Inneren: Zsaitsits baut eine eigene Welt, eine Welt, die auftaucht, vielleicht vor dem Einschlafen. Sie ist verwoben mit surrealen Elementen, mit Symbolen und Zeichen. Ein Pullover etwa, dessen Rollkragen den Mund verschließt, den Atem, die Sprache nimmt, die tiefgezogene Haube, die den Blick, den Weitblick raubt. Ein schwerer Kopf lastet auf schmalen, blassen Schultern.