Stephanie Pflaum

Bildende Kunst
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Faszinierende Spurensuche

Die Kunst von Stephanie Pflaum veränderte sich in den vergangenen rund eineinhalb Dekaden radikal. Ursprünglich studierte die 1971 geborene Künstlerin, die in Wien lebt und in ihrem Atelier in Altenberg bei St. Andrä-Wördern arbeitet, nämlich Malerei. Nach ihrem Abschluss der Klasse von Christian Ludwig Attersee an der Hochschule für angewandte Kunst (heute: Universität für angewandte Kunst) in Wien 1998 begann sie, ihre Malerei räumlich zu erweitern. Nach und nach sprengte diese förmlich den Rahmen. Immer mehr ging Pflaum in das Dreidimensionale hinein, stellte zunächst einzelne Objekte her, wie etwa für ihre Ausstellung in der New Yorker «Mike Weiss Gallery» 2004/05.
Heute arrangiert Pflaum ganze Environments, in die sie ihr Publikum führt. Zuletzt beeindruckte sie mit ihrer Arbeit «Ein Ort aus Jetzten» für den tresor des Bank Austria Kunstforums (2014). Dort arrangierte sie einen gespenstischen Wohnraum – Tisch, Couch, Fauteuil, Fenster, Lampen, alles da. Das Zimmer wurde überwuchert von einer überwältigenden Materialfülle aus Perlenketten, Spielzeugfiguren, Plastikblumen, -farnen und -pflanzen, Spitzendecken, Gehirnen, auf denen Gebisse montiert waren, einem menschlichen Herz, das Ohrringe trug, Engelshaar, betenden Händen, Muscheln, Schuhen, Kleidern auf Haken und behaarten Lampen. Eine Hand mit einem Putzschwamm ragte unter einem Möbel hervor, große Pilze wuchsen inmitten der Wohnlandschaft. Im ganzen Zimmer war Gips verschüttet, und in einem sechseinhalbminütigen Rhythmus wurde das natürliche Licht des Tagesablaufs im Zeitraffer nachgespielt, vom Sonnenaufgang bis zur nächtlichen Finsternis. Heike Eipeldauer, Kuratorin der Ausstellung, schrieb: «Vor der Gegenfolie des neutralen White Cube entfaltet sich die überbordende Fülle von Materialien und Erinnerungsschichten zu einer schwer dechiffrierbaren ‹Weltenlandschaft›, die das Leben im Spannungsfeld von Eros und Tod, Schönheit und Verfall, Konstruktion und Dekonstruktion spiegelt.» Pflaum nimmt ihr Publikum auf ebenso faszinierende wie verstörende Spurensuchen mit.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2015