Ein Museum muss begeistern
Die Kulturvermittlerin Susanne Hawlik, Spezialistin für die Konzeption interessanter Museen, erstellte eine ganze Reihe hervorragender Museumskonzepte in Niederösterreich. So führte sie unter anderen 1995/96 in Zuge der Arbeiten für den „Kulturpark Kamptal“Konzeption, Organisation und Realisation des Faßbindereimuseums Straß im Strassertale durch. Im Frühjahr des heurigen Jahres lieferte sie museumspädagogische Programme für das industriegeschichtliche Denkmal Windmühle Retz und für das Museum für Alltagsgeschichte in Neupölla. Seit 1997 betreut und berät sie Klein- und Regionalmuseen in Niederösterreich in Zusammenarbeit mit der Volkskultur NÖ./IG NÖ Museen und Sammlungen, weiters arbeitete sie bei vielen Ausstellungen mit. Im Bereich der Erwachsenenbildung setzte sie von 1995 bis 1999 als pädagogische Mitarbeiterin an derVolkshochschule Horn mitVeranstaltungsreihen wie ,,Lebensraum Grenze“ und Fortbildungsseminaren für Museumsmitarbeiter/innen sowie ,,Seminaren für Dorfchronisten“ Initiativen, die ihr besonderes Anliegen, die Förderung des regionalen Geschichtsbewusstseins durch die Erwachsenenbildung, widerspiegeln. Ab 1993 arbeitete sie im Rahmen des EU Projekts „Kulturpark Kamptal“ wissenschaftlich über die Themen historisches Handwerk/Faßbinderei, früher ländlicher Tourismus/Sommerfrische und historische Festkultur. Ihre Ergebnisse mündeten in einem Konzept für einen Ausbildungslehrgang von Regionsführerlnnen in der Region Kulturpark Kamptal 1997/98, dem bereits genannten Faßbindereimuseum Straß sowie in dem historischen Reiseführer ,,Sommerfrische Kulturpark Kamptal“, erschienen 1995 bei Böhlau. Mag. Hawlik erarbeitete das Museumskonzept für das Lebendige Webereimuseum Unterleiten in Hollenstein an der Ybbs, das am 28. 5. 2000 unter großem Anteil der Bevölkerung eröffnet wurde. In der „Webstube“ undderen Nebenräumen der landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten entstand in einjähriger Arbeit ein Museum, das die Tradition und Gegenwart der bäuerlichen Heimweberei in der Region Ybbstal aufgreift. Projektträger ist der Absolventinnenverband der Landwirtschaftlichen Fachschule Unterleiten. Das erlebnisorientierte Museum stellt ein neues attraktives Angebot für den Tourismus der Region Ybbstal/NÖ Eisenstraße dar. In publikumswirksamer Weise werden Rohstoffe, Arbeitstechniken und Produkte etc. der häuslichen Textilarbeit, die Störweberei im Ybbstal, die Geschichte und Lebensbedingungen sowie Weberhandwerk und Textilbetriebe und die Wiederbelebung des Heimwebens in der Region vermittelt. Es werden auch die Fachschule Unterleiten im Laufe ihrer Entwicklung und der dortige Webunterricht, u.a. auch mittels einer Tondiaschau, sowie die landwirtschaftlich-hauswirtschaftlichen Schulen in NÖ vorgestellt. Die Gegebenheiten in den Museumsräumen, die gleichzeitig auch als Unterrichtsräume für das Fach Weben verwendet werden und in denen 9 große Handwebstühle sehr viel Platz einnehmen, erforderten individuelle kreative Gestaltungslösungen. So wurden zum Bespiel die Fensterflächen durch bedruckte Rollos, die bei Unterrichtsbetrieb eingerollt werden können, genutzt. Geschickt konstruierte Texttafeln, bestehend aus einer Haupttafel und dahinter liegenden ausziehbaren Schubern mit weiterführenden Detailinformationen sind platzsparend und auch didaktisch sinnvoll, da sie den Besucher zu Aktivität anregen. Der Leitgedanke der Darstellung, dass die Besucherlnnen vielfältige Möglichkeiten zur selbständigen Betätigung finden und die Präsentation mit allen Sinnen erfahren können, kam in weiteren guten Ideen zum Tragen. So können die Besucher beispielsweise in einer speziellenVitrinenanfertigung die Rohstoffe Flachs, Hanf, Wolle, Baumwolle und Seide nicht nursehen, sonderndas Ausgangsprodukt und die entsprechenden Stoffe auch fühlen. Beim Lebendigen Webereimuseum Unterleiten in Hollenstein an der Ybbs handelt es sich um ein vorausweisendes modernes Museumsprojekt, das frischen Wind in die Szene der NÖ Regionalmuseen bringt, eine Ergänzung zu traditionellen Heimatmuseen darstellt und die kulturelle Eigenständigkeit der Region Mostviertel Niederösterreichische Eisenstraße fördert.