Der Universalist im Praxistest
Es gibt kaum einen Künstler oder eine Künstlerin, für den bzw. für die der etwas sperrig klingende Preis für «künstlerisches Video, Kunst im elektronischen Raum und die Grenzen der Fachdisziplinen überschreitende Kunst» des Landes Niederösterreich besser passt als für den aus Waidhofen an der Ybbs stammenden Uli Kühn. Er bewegt sich als Künstler souverän zwischen den Polen Konzeption, Produktion und Vermittlung und verkörpert damit die künstlerische Figur des Universalisten. Eine Figur, die im weiten Feld der Medienkunst eine Art Renaissance erlebt hat und die auch ein Garant für ihre gesellschaftliche Bedeutung in einer zwar «Medienzeitalter» genannten, aber durch wenig Medienkompetenz ausgezeichneten Gegenwart ist. Bereits während seines Studiums an der Universität für angewandte Kunst, das er mit einem zweifachen Master (Medienübergreifende Kunst, Bildhauerei/Plastik und Multimedia) abgeschlossen hat, verstand er Interdisziplinarität nicht nur als technologisches, sondern auch als kommunikatives Tool. Seine zahlreichen internationalen Ausstellungs- und Projektteilnahmen, seine vielen – vor allem im Soundbereich angesiedelten – Experimente, Installationen und Performances sowie ein permanenter Wissensaustausch und -vertrieb in Form von Workshops und Lectures im Multimedia-Bereich zeugen von einer Medienkunst-Auffassung der nachhaltigen Praxis. Nicht umsonst ist Uli Kühn – mittlerweile auch als Lehrender an der Angewandten tätig – Teil des dortigen Teams «Studio Praxistest», das in seinem Mission Statement formuliert: «Einer Ohnmacht durch eine ständig zunehmende Technisierung des Alltags muss durch gezielte Aufklärung begegnet werden.» Der Künstler agiert nicht nur universitär und international, er ist auch seiner niederösterreichischen Heimat verbunden geblieben. Sein langjähriges Engagement beim «Iron Lens»-Kurzfilmfestival in Waidhofen an der Ybbs sowie zahlreiche Auftritte und Workshops in Niederösterreich zeigen exemplarisch, was es heißen kann, wenn etwas von einem künstlerischen Werdegang nach Hause zurückkommt und hier neue Impulse für eine gesellschaftlich relevante Medienkultur setzt