Ulrike Kotzina

Literatur
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Einfühlsame Erzählungen

Ulrike Kotzina, geboren 1970 in Wien, wohnhaft in Purkersdorf, studierte Germanistik und Sportwissenschaften. Neben ihrer Tätigkeit als Betreuerin in Wiener Volksschulen und Privatgymnasien veröffentlichte sie Lyrik und begann, als sie in der Sportredaktion des ORF-Teletexts tätig war, Kurzgeschichten und Erzählungen zu schreiben. Sie wurde 2000 eingeladen, am Klagenfurter Literaturkreis im Rahmen des Ingeborg-Bachmann-Preises teilzunehmen, und konnte unter der Leitung des heurigen Würdigungspreisträgers des Landes Niederösterreich, Ferdinand Schmatz, Erfahrungen machen und Kontakte in der Literaturszene finden. Noch sind ihre Romane «Pandoras Box» (2007) und «Die Verklärung des Herrn Engelhorn» (2009) unveröffentlicht und ihre Werke nur in Zeitschriften wie «Die Rampe», «Lichtungen», «etcetera», «Wespennest» und anderen zu lesen. Ist es nicht gerade die bestmögliche Funktion eines Anerkennungspreises, nicht nur renommierte Autorinnen und Autoren zu würdigen, sondern Werken aus der sprichwörtlichen Schublade zur Veröffentlichung zu verhelfen? Einfühlsam verwendet sie Vorgeschichten und Abgründe im alltäglichen Leben einer Familie oder eines Paars, um Inhalte zu verdichten und den handelnden Personen in die zerfurchte Seele zu blicken. Keine Beobachtung, sei es das Schlüpfen von Jungvögeln oder das bizarre Muster, welches das schräg einfallende Abendlicht an der weißen Hauswand zeichnet, ist zu gering, um Platz in einer Erzählung zu finden. Der zerrissene Panzer einer Schildkröte in «Licht und Schatten» oder der brennende Apfelbaum kann zur Metapher für die zähen Sorgen und aufklaffenden Wünsche oder das Verheizen der Möglichkeiten in einer Paarbeziehung werden wie in dem Werk «Der Apfelbaum». Leise tritt der Erzähler auf, er deutet nicht, nimmt nichts vorweg und richtet nicht mit der pädagogischen Keule. Ihre Erzählungen haben Kraft durch gezielte Handlungsführung und kennen keine überflüssigen direkten Reden oder prätentiöses «Wort geklüngel». Ein eigenständiges Werk, das der Veröffentlichung in Buchform harrt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2009