Sensibler Blick durch die Linse
Ulrike Schweiger ist Regisseurin, dramaturgische Beraterin und Autorin. Viele ihrer filmischen Arbeiten finden an niederösterreichischen Schauplätzen statt. Dabei zeichnet sich die, 1969 in Linz geborene, Filmschaffende durch einen äußert sensiblen Blick auf das Leben in der Provinz aus. Wie beim Dokumentarfilm „Erlauf“ (2005), der die Vorbereitungen der Gemeinde auf das Gedenkkonzert 60 Jahre Ende des Zweiten Weltkriegs festhält, oder bei dem für den Kulturpreis 2007 eingereichten Film „Twinni“, der die Lebenswelten Jugendlicher in einer Kleinstadt zum Thema hat. Mit „Twinni“ (2003) erzielte Ulrike Schweiger auf vielen renommierten internationalen Filmfestivals große Beachtung und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In diesem Film geht es ganz zentral um Örtlichkeiten und die damit verbundenen Befindlichkeiten. Die Orte sind für Ulrike Schweiger sozusagen Akteure, sie werden Teil der filmischen Handlung. Oft sind sie die Initialzündung für eine Geschichte. „Twinni“ ist ein Film über das Erwachsenwerden in den 1980er-Jahren. Obwohl das Geschehen im Alpenvorland angesiedelt ist, wurde im Weinviertel gedreht. Die einzelnen Schauplätze, die Kapelle, das Schwimmbad, die Schaukel oder das Geschäft haben neben einer präzisen Ordnung auch eine große Anziehungskraft. Genaue Recherche und seriöse Vorarbeiten sind sehr wichtig für das künstlerische Ergebnis. Ulrike Schweiger gelingt es, in der filmischen Umsetzung, eine zu ihrem selbst gewählten Mikrokosmos passende Ästhetik zu finden. Dazu konzentriert sich die Preisträgerin auf das wirkliche Leben als Inspirationsquelle. Es gelingt ihr, die Emotionalität einer Geschichte dem Zuschauer stimmig zu vermitteln. Das filmische Schaffen Ulrike Schweigers ist eng mit der Auseinandersetzung der niederösterreichischen Landschaften und Gegebenheiten und den großen Gegensätzen verknüpft: Stadt – Land, Traum – Wirklichkeit, Übergang – Veränderung. Vom weiteren Wirken Ulrike Schweigers im österreichischen Filmschaffen ist noch viel zu erwarten.