Uwe Hauenfels

Bildende Kunst
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Die Schwerkraft in den Griff bekommen

Betritt man Uwe Hauenfels’ an der Ybbs gelegenes Bildhaueratelier, ein ehemaliges Fabriksgebäude in dem Waidhofener Stadtteil Zell, so sieht man u. a. vielschichtige, in einer linearen Formensprache gehaltene Objekte. Der sich ergebende Rhythmus dieser abstrakten dreidimensionalen Formen mit ihren Schattenspielen an der Atelierwand findet seine Entsprechung in dem rasch dahingleitenden Flusswasser der Ybbs – Wasserwirbel, Bewegung und Gegenbewegung – und das, obwohl kein direkter Naturbezug in seinem Werk vorkommt. Dieser findet vor allem in theoretischen naturwissenschaftlichen Überlegungen statt. Die Präzision wissenschaftlicher Modelle fasziniert den 1967 in Waidhofen/Ybbs geborenen Künstler, der ursprünglich Chemie studieren wollte.
So entstand durch das Beobachten von kristallinen Strukturen und dem Wachsen von Kristallen der Werkblock «Canadian Diamonds» (1998). Lochbänder aus Aluminium, ein industrielles Restprodukt, wurden vom Künstler in der kanadischen Produktionsstätte zu minimalistischen Skulpturen geformt. Die Serie «Raumkonturen» zählt zu den neuesten Arbeiten Uwe Hauenfels’. Dabei setzt er kalligrafische Zeichen plastisch um, wobei unterschiedliche Materialien wie Metall, Holz und Licht verwendet werden. Objekte, z. B. an der Decke befestigt, greifen scheinbar schwerelos in den Raum. Durch eine spezielle Beleuchtungstechnik entsteht ein multipliziertes Schattenbild, das Teil der Skulptur wird.
Ausgebildet an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Franz X. Ölzant, durchbricht Uwe Hauenfels traditionelle Techniken, um zu einer neuen, freien Verarbeitung zu kommen, welche jedoch nicht immer dem Material entsprechen muss. Auf Grund seiner für ihn unerlässlichen Kenntnisse vieler Handwerkstechniken kann er gefundene Lösungen hinterfragen, um dann neue Parameter zu erarbeiten. Daraus entwickeln sich, wie Uwe Hauenfels sagt, die interessantesten Strategien, wie bei einem sich ständig verändernden Virus. In diesem Fall ein höchst künstlerisches.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2006