Surreale Inszenierungen einer Feldforscherin
Basierend auf fundierten soziologischen Feldforschungen begibt sich Verena Andrea Prenner in städtische wie ländliche Settings und inszeniert Menschen auf surreal groteske Art und Weise. Die Künstlerin bittet Freiwillige bzw. Laien vor Ort, für sie als Modelle zu fungieren und verkleidet sie mit aufwendigen, selbst gefertigten Kostümen und Masken. Diese Situationen transformiert sie in starke fotografische Bildserien, bei denen die Kamera und der fotografische Blick die Mittlerfunktion zwischen dem performativen Bild und seinem Publikum einnimmt. Die Fotos werden von der Künstlerin dabei selbst analog entwickelt. Ein besonders engagiertes wie auch aufsehenerregendes Fotoprojekt setzte Prenner im Nahen Osten um. Dafür lebte die Künstlerin für längere Zeit in einem palästinensischen Flüchtlingcamp in der West Bank, um sich intensiv mit den dortigen sozialen und gesellschaftlichen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. „Nach langen Überlegungen, Gesprächen und Beobachtungen vor Ort unternahm ich den Versuch, meine subjektiv wahrgenommene Stimmung in fotografischen Arbeiten wiederzugeben“, erzählt die Künstlerin. Mit ihrem sinnlich bunten wie verspielten, comicartigen Figurenpersonal verwandelt sie Stätten des täglichen Lebens in Schauplätze rätselhaft aufgeladener Szenenbilder, die sich bewusst einer eindeutigen Interpretation entziehen (wobei es sich als herausfordernd herausstellte, als Frau muslimische Männer mit Kostümen im öffentlichen Raum zu inszenieren). „Für mich geht es in der Arbeit darum, eine Stimmung wiederzugeben und weniger eine einzelne Person zu portraitieren“, betont Prenner. „Camping“, so der Titel der Fotoserie, ist der wagemutige Versuch, das prekäre, unbeständige Leben in einem Flüchtlingslager mit anderen, neuen Augen zu sehen. Jenseits einer klassischen dokumentarischen Fotoreportage vollführt die Künstlerin damit einen spannungsvollen, aber sehr bereichernden Perspektivwechsel, der noch lange nachwirkt.