Viktoria Schubert

Darstellende Kunst
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Die wunderbar ernsthafte Komödiantin

Nach Der Affaire in der Rue de Lourcine trifft Charleys Tante den Hofnarren bei einem Perfekten Desaster Dinner und stellt ihm dabei Victor und Victoria vor, Ein seltsames Paar. Dabei gerät alles außer Kontrolle und Viktoria verbringt die Nacht in der Pension Schöller mit Hamlet und Othello. Beide behaupten, sie seien From Austria. Diese Komödie im Dunkeln beobachtet der Impressario von Schmierna – und es kommt, wie es kommen muss: Ti Amo auf den ersten Blick, Ti Amo Forever. Er wäre zu jeder Zeit bereit, Viktoria eine Niere zu spenden. Und nach nur Einem Tag im Park, und zwar Barfuß im Park, zähmt der Impressario in einer Italienischen Nacht unter Mondlicht und Magnolien die Widerspenstige. Er schenkt ihr eine Kaktusblüte, die ihr Talismann wird.

Doch dann tauchen Der Färber und sein Zwillingsbruder auf, getarnt als Sunny Boys, und wollen unbedingt Roses Geheimnis lüften. Mit einem spitzbübischen Lächeln verfrachtet Viktoria die Herren in den Männerhort und sagt zum Abschied: Don’t Schatzi Me!

Das Spiel ließe sich unendlich fortsetzen, und ich bin sicher, dass Sie, geschätzte Zuschauerinnen und Zuschauer, viele dieser Erfolgskomödien gesehen haben – in St. Pölten, Berndorf, Laxenburg, Reichenau, am Filmhof Asparn oder am Wald4tler Hoftheater.

Die Künstlerin begann am Wiener Volkstheater, gastierte bei den Festspielen in Bad Hersfeld, Heppenheim und Dreieich, im Theater in der Josefstadt, bei den Wiener Festwochen, im Metropol, im Globe, wie im Ronacher, in Klagenfurt und Hamburg. Doch das niederösterreichische Theaterfest wurde die zweite Heimat der Schauspielerin und Regisseurin Viktoria Schubert.

Die gebürtige Wienerin besuchte die Volksschule des Klosters Josefinum. Ihre weltliche Lehrerin war im Nebenberuf Schauspielerin und verlangte von ihren Schülerinnen und Schülern täglich eine Seite Text auswendig zu lernen. Viktoria ist ihr dafür bis heute dankbar.

Die Sommer der 1960er-Jahre verbrachte die kleine Vicki am Riederberg und nahm bleibende Eindrücke mit, die sie als Achtjährige bei einem Gedichtvortrag in der Schule verarbeitete. „Dich nehm’ ich mit ans Theater“ – so das resolute Fazit ihrer Lehrerin. Das Berufsziel war also geklärt.

Viktoria absolvierte die Matura mit links, spielte nebenbei immer wieder Theater und wurde zum ORF-Casting für Elternschule eingeladen. Ein lapidares „Danke, aber nein“ führte Vicki weg von den Brettern, die die Welt bedeuten, und sie fand ein neues Berufsziel: Bundeskanzlerin. Zur Vorbereitung studierte sie Psychologie und Psychiatrie.

Doch 1984 meldeten Prophetinnen und Propheten der ernsten Kunst die angehende Bundeskanzlerin – ohne ihr Wissen – an das vom Wiener Volkstheater frisch gegründete Seminar für Schauspielpädagogik an. Vicki kam, spielte und siegte. Wie alle Studentinnen und Studenten wurde auch sie immer wieder am Volkstheater eingesetzt, so auch 1986, als eine der Hauptdarstellerinnen in Rote Nasen erkrankte und der Regisseur Vicki diese Rolle anvertraute. Seither sind wir befreundet.

Sofort nach ihrer mit Auszeichnung bestandenen Abschlussprüfung wurde Vicki vom damaligen Intendanten Paul Blaha als Elevin an unser Haus verpflichtet. Und prompt erhielt sie den Karl-Skraup-Preis als beste Nachwuchsschauspielerin – für eine tragische und eine komische (!) Rolle. Damals wie heute eine Seltenheit, dass Schauspielerinnen in komischen Rollen ausgezeichnet werden.

Den Ritterschlag dürfte wohl Thomas Meehan, Co-Autor des Welterfolgs Producers, ausgeführt haben, wenn er bei den Proben im Ronacher meinte: „Mel Brooks wäre stolz, wenn Vicki seine Tochter wäre.“

Die ungekrönte Königin der Komödie liebt es, Menschen zum Lachen zu bringen, denn – frei nach Werner Schneyder – wenn der Mensch seinen Mund beim Lachen öffnet, ist das der direkteste Weg zu seinem Herzen.

Die berufene Künstlerin kämpft für den Stellenwert der Komödie und für faire Arbeitsbedingungen sowie faire Entlohnung – insbesondere für freischaffende Kolleginnen und Kollegen.

Aktuell arbeitet meine umtriebige Freundin an einer sehr politischen Musicalidee. Möge der niederösterreichische Kulturpreis maßgeblich zur Realisierung beitragen – ich wünsche es dir von ganzem Herzen!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2021