Schau- und Höranordnungen
Die Reichweite unserer Sinnesorgane zu erweitern gehört seit der Nachkriegszeit zum Repertoire experimenteller Kunst.Besonders die dominierenden optischen Medien sind seither bemüht, über das eigene Feld hinaus auszugreifen, wobei hier erweitertes Sehen immer auch für erweiterte Einsicht steht. Selten jedoch siedelt sich eine künstlerische Praxis so genuin im Grenzbereich zwischen den Sinnen und ihren möglichen Medialisierungsformen an wie bei Volkmar Klien.
Sein medienkünstlerisches Werk spürt dabei mit großer ästhetischer wie auch konzeptueller Selbstverständlichkeit der Wahrnehmbarkeit und Darstellbarkeit so grundsätzlicher Phänomene wie etwa der physikalischen Bewegung oder des akustischen Rauschens nach. Kliens Installationen führen diese dabei nicht nur durch verschiedene Medien, sondern durchaus auch in den eigentlichen Erfahrungsraum seiner installativen Schau- und Höranordnungen. So schwingt etwa in der vom Künstler als Wirklichkeitserweiterung verstandenen Installationsserie »Relative Realitäten« (seit 2007) ein Videomonitor nicht nur durch den physischen Ausstellungsraum, sondern gleichzeitig durch ein panoramatisches Bild, welches er aus seiner sich laufend verändernden Position je ausschnitthaft zu sehen gibt. Diesem realen Pendel steht ein computergeneriertes Pendelmodell gegenüber, welches über virtuelle Kollisionen die Klanglandschaft der Installation ansteuert.
Das Verhältnis von Bild und Ton weiter auszuloten, hat sich Volker Klien auch in seiner jüngsten Installation »Tondenkmäler österreichischer Tiefbaukunst« (2013) für das Stift Melk vorgenommen. Auf Fahrten durch das umliegende Land wurden mit zahlreichen Kameras und Mikrofonen Rausch-Reflexionen registriert und in eine kontinuierliche visuelle wie auch akustische Topografie überführt. Vom Forschergeist des 1971 in Hollabrunn geborenen und von der Londoner City University in elektronischer Komposition promovierten Künstlers spricht die oft langjährige Laufzeit seiner Projekte, während der er sein medienübergreifendes Methodenrepertoire stets neu durchkonjugiert.