Walter Ebenhofer

Medienkunst
Künstlerische Fotografie

Ein Meister des optischen Wechselspiels

Dass Fotografie ernstzunehmende Kunst sein kann, diese Überzeugung beginnt sich auch hierzulande allmählich durchzusetzen. In großen, wissenschaftlich fundierten Retrospektiven wird die Geschichte dieses Mediums dargelegt, Fotoarchive sammeln und dokumentieren die Tätigkeit künstlerisch motivierter Lichtbildner aus Vergangenheit und Gegenwart, Bund und Länder fördern Fotografie durch Ankäufe und Preise, eigene Fotogalerien entstehen, und die einschlägige Ausstellungstätigkeit wird selbst schon für den interessierten Fachmann unübersehbar.
In dieser regen heimischen Fotoszene findet der 1952 in Rubring bei Ernsthofen in Niederösterreich geborene Walter Ebenhofer seit längerem Beachtung und Anerkennung. Als Fotograf ist er Autodidakt, erst seit 1980 ist er hauptberuflich in dieser Sparte tätig. Vorerst besuchte er in Steyr eine Kfz-Fachschule und darauf in Wien das Technologische Gewerbemuseum, Fachrichtung Kunststofftechnik. Anschließend war er vier Jahre als Erzieher tätig.
In besonderem Maße faszinieren Ebenhofer die Kontraste von Hell und Dunkel, wie dies besonders die Schwarzweißfotografie ermöglicht. Doch nicht allein die technische Perfektion und die zweckfreie Ästhetik ist sein Ziel. Meist gestaltet er Serien und verfolgt damit ein thematisch und gedanklich fixiertes Konzept.
Bereits 1982 hat Ebenhofer einen Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich damals im Bereich der bildenden Kunst für die Fotosequenz „Hochsitze“ zugesprochen erhalten. Quer durch mehrere Bundesländer schuf Ebenhofer eine Dokumentation von Anständen, Auslugen und turmartigen Gebilden, wie sie von Jägern verwendet werden. Er brachte diese oft skurrilen Konstruktionen auch dadurch in engsten Bezug zu ihrer Umgebung, dass er nicht nur den Anblick, sondern auch den Auslug von diesen Jagdsitzen fotografierte. Die Serie geriet dabei zur Typologie einer noch wenig beachteten Ausdrucksform der ,,anonymen Architektur“, wobei auch manche witzig-kritischen Aussagen über die jeweiligen unbekannten Erbauer möglich sind.
Die Serie der ,,Hochsitzobjekte“ wurde im Frühjahr 1983 erstmals im Niederösterreichischen Landesmuseum gezeigt. Seit 1981 hat Ebenhofer seine Arbeiten mehrfach in renommierten Fotogalerien in Wien (Museum moderner Kunst), Steyr und Salzburg (Fotohof und Traklhaus) präsentiert.
Für den Förderungspreis 1984 wurde von Ebenhofer die 17teilige Sequenz ,,Das Schimmeln des Mondes“ (1983) eingereicht. Unter dem fast surrealistisch klingenden Titel figurieren Bilder, mit denen es ihm meisterhaft gelingt, verblüffende optische Affinitäten und ähnliche Strukturen an völlig verschiedenen Gegenständen darzulegen, ein heilsames Verwirrspiel, das zu einer exakten Schule des Sehens hinführt.
Für seine technisch hervorragenden und von überzeugenden gedanklichen Konzepten bestimmten Fotoarbeiten wurde Walter Ebenhofer der Förderungspreis 1984 für ,,künstlerische Fotografie“ zuerkannt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1984