Weinviertler Kirtagsmusik

Volkskultur und Kulturinitiativen
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Heit floigt´s! – Heute geht´s gut!

Wenn die Weinviertler Kirtagsmusik ein Stück aus ihrem umfangreichen Repertoire anstimmt, fühlt man sich zurückversetzt in eine andere Zeit: als sich das gesamte Dorf einmal im Jahr herausgeputzte und zwei Tage lang am Kirtag durchfeierte. Solche Feste kennt man heute vielfach nur mehr aus Geschichten und Anekdoten und auch die Überlieferung der traditionellen Musik drohte verloren zu gehen. Alois Haslinger, begeisterter Hobbymusiker aus Patzmannsdorf, wusste um die Besonderheit dieser Musik. In den 1970er-Jahren gründete er die Weinviertler Kirtagsmusik, die sich die Bewahrung des alten Kulturerbes zum Ziel setzte. Schon die Besetzung der traditionell 13-köpfigen Musikkapelle war außergewöhnlich: Primgeige, Sekundgeige, Bratsche und Kontrabass bildeten die Streichergruppe, Flöte, zwei Klarinetten, zwei Trompeten, zwei Hörner und Posaune die Bläsergruppe, das Schlagzeug sorgte für das akkurate Tempo. Die, an der Wiener Salonmusik des 19. Jahrhunderts orientierten, aufgeführten Werke stammten ausschließlich von Kapellmeistern aus dem Weinviertel, die heute nur mehr einem kleinen Kreis von Liebhabern bekannt sind.
Josef Haslinger und sein Sohn Martin begannen die alten Noten zu sammeln und zu archivieren. Die Übernahme der musikalischen Leitung des Ensembles durch Martin Haslinger, der bei Rudi Pietsch studierte, bedeutete zugleich eine Professionalisierung. Heute setzen sich die MusikerInnen der Weinviertler Kirtagsmusik aus MusikschlullehrerInnen aus dem Weinviertel zusammen. Gemeinsam tragen sie zu einer Wiederbelebung der alten Kompositionen, Walzer, Märsche, Polka Mazurkas und Polka Françaises, bei. Durch eine rege Konzerttätigkeit, CD-Produktionen und mediale Auftritte u. a. bei der Sendung Klingendes Österreich, sorgt die Weinviertler Kirtagsmusik für eine Neuentdeckung der in Vergessenheit geratenen Komponisten des Weinviertels wie Josef Krickl, Josef Meissl, Andreas Spitzer oder Johann Zandt und für den Erhalt der für diese Region so typischen Musik: liebenswert und einfach, leicht und doch mit einer Brise Schwermut, gemütlich und doch beschwingt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2007