Wilfried Satke

Musik

Geistreiches Glasperlenspiel

Als Wilfried Satke im September 1980 im Brunner Gliedererhof ein Gitarrerecital gab, schrieb Walter Szmolyan unter anderem in der ,,Mödlinger Zeitung“: ,,Wilfried Satke begnügte sich aber nicht nur mit der Rolle des Interpreten, er bereicherte auch als Komponist das Programm um einige Stücke aus seiner Feder: Eine originelle, versponnene Aria und ein ebenfalls sehr eigenwilliges Präludium mit anschließender Fuge. Seine inspirierte, farbige Fantasie für Flöte und Gitarre fand in dem jungen Flötisten Wilfried Wiebecke einen überzeugenden Interpreten…“
Sätze, die nicht nur Auskunft über einen – so im übrigen auch Szmolyan in seinem abschließendem Resümee – ,,gewinnbringenden Abend“ geben, sondern auch gleich eine Charakteristik des Musikers Wilfried Satke, dem dieses Jahr der Musikförderungspreis des Landes Niederösterreich zuerkannt worden ist, liefern. Demonstriert sich doch seine musikalische Begabung in vornehmlich zwei Bereichen: dem Gitarrespiel und der Komposition, wofür er sich auch eine Reihe überdenkenswerter Statements hat einfallen lassen, wie etwa: ,,Komponieren ist für mich ein geistreiches Glasperlenspiel, hat aber anderen geistreichen Spielen wie Schach, Billard oder Mathematik eine starke sinnliche Komponente voraus. Das Spielen der Gitarre ist für mich eine exhibitionistische, sinnliche Lust.“
Als Stile, die ihn und damit sein Schaffen nachhaltig beeinflußt haben, bezeichnet Satke die späte Romantik und den Impressionismus, beruft er sich auf den Jazz und Minimal Music, führt er die Avantgarde und die avantgardistisch angehauchte Unterhaltungsmusik an. Eigenwillig läßt sich Satke aber auch zum Thema persönlicher Stil aus, wenn er formuliert: ,,Meine eigenen Werke sind stilistisch sehr unterschiedlich, da etliche Werke aus der Aufarbeitung und Bewältigung unserer Musiktradition entstanden sind. Die jüngsten Kompositionen, z. B. die Holometabolien oder ,Sweet Little Fifteen‘ kann man wohl als modern bezeichnen, doch halte ich es nicht für meine Aufgabe, einem Stil, der sich hoffentlich immer wieder weiter wandeln wird, einen Namen zu geben.“
Durchmißt man dazu sein bisheriges Opus, so läßt sich schon an Hand der gewählten Werktitel einerseits Satkes Anknüpfen an das Tradierte, andrerseits sein Streben um Originalität erkennen, finden sich doch darunter Sonaten, Präludium und Fuge, Fantasien, aber auch ,,Geometrische Etüden“, eine Suite pastoral übrigens für die so überlegte wie atmosphärische Besetzung Gitarre und Englischhorn gearbeitet, auch ein Oktett für Bläser und Streicher, schlußendlich zwei Messen, eine davon nach Texten des jungen niederösterreichischen Literaten Georg Bydlinsky formuliert.
Befragt zu zukünftigen Projekten wiederum nennt Satke die Weiterentwicklung geometrischer Kompositionsmethoden, wie er sie bereits in den genannten geometrischen Etüden ausprobiert hat, den bewußten Einsatz szenischer Momente im Instrumentalbereich etwa durch Verknüpfung mit pantomimischen Momenten, weiters die Entwicklung neuer Formprinzipien und endlich die Entwicklung von Techniken der Klangkomposition im Gegensatz zur traditionellen Technik der Satzkomposition.
Kurz noch Biographisches: Geboren wurde Wilfried Satke 1955 in Mödling, wo er auch die Volks- und Mittelschule besuchte und erste, und zwar autodidaktische Gitarrestudien betrieb. Trotz dieser seiner Affinität für das Musikalische belegte er vorerst Biologie an der Alma Mater Rudolphina, trat aber schon 1976 in das Konservatorium der Stadt Wien ein, wo Silvia Wanderer, Robert Brojer und Robert Wolff seine Gitarrelehrer wurden. 1976 ist aber auch das Jahr, wo der ORF erstmals durch Ausstrahlung einer seiner Kompositionen von Wilfried Satke nachhaltig Notiz genommen hat.
Die Folgejahre ist Satke häufiger Gast bei Sommerkursen für Gitarre, macht dabei Bekanntschaft mit dem international gesuchten Nestor der österreichischen Gitarrepädagogen, Professor Karl Scheit, und beginnt im September 1979 seine Konzerttätigkeit, die ihn bald auch ins Ausland führt. Und im Rahmen dieser seiner konzertanten Aufgabe weiß Satke auch immer wieder Gelegenheit zu finden, auf seine Doppelbegabung Konzertgitarrist Komponist zu verweisen.
Damit nicht genug, findet Satke auch noch Zeit, die staatliche Lehrbefähigungsprüfung für Gitarre abzulegen, bei Kurt Schwertsik sich zum Thema Komposition unterweisen zu lassen und seit dem Vorjahr auch einer pädagogischen Neigung nachzugehen: als Lehrer an der Beethoven-Musikschule in Mödling.
Wozu noch nachzutragen ist, daß sich Satke auch noch an der Wiener Musikhochschule hat einschreiben lassen: Für das akademische Hauptseminar für Musiklehrerberufe, was auch gleich zeigt, mit welcher Ernsthaftigkeit er jeweils den ihm gestellten Aufgaben nachgeht.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1984