Wolfgang Krejs

Architektur

Das Neue und das Angemessene

Zwei Bilder tauchen spontan im Zusammenhang mit dem Namen Wolfgang Krejs auf. Zuerst eine große Ansammlung gereizter Bürger in der Galerie Stadtpark in Krems im Dezember 1993. Wenn sie könnten, würde ein Teil von ihnen am liebsten seinem Ärger gegen den Stadtbaudirektor und den Gestaltungsbeirat freien Lauflassen. Denn diese hatten gewagt, ein von einem privaten Investor vorgeschlagenes Projekt für einen Hotelneubau aus architektonischen Gründen in Frage zu stellen. Der Gestaltungsbeirat wollte die Stadt Krems vor einem falsch verstandenen Romantikprojekt bewahren, den Hotelbau in dieser Form verhindern und zu einer angemessenen Lösung führen.
Das zweite Bild zeigt einige Jahre später die hohe Auszeichnung mit dem österreichischen Staatspreis für Tourismus für eben diesen überarbeiteten Hotelneubau. Außerdem ist das Hotel ständig ausgebucht, und es bedarf rechtzeitiger Voranmeldung. Projekten dieser Art folgten noch einige und gaben der Stadt Krems inzwischen auch ein unverwechselbares zeitgenössisches Profil.
So dramatisch schwierig hat sich der gebürtige Kremser Wolfgang Krejs seinen Start als Stadtbaudirektor 1992 wohl nicht vorgestellt.
Nach dem Architekturstudium und dem Studium der Raumplanung und Raumordnung in Wien übersiedelte Wolfgang Krejs mit Familie nach Salzburg, wo er im Stadtplanungsamt tätig war. Gern verschweigt er, daß er schon in Krems die Matura ausschließlich mit sehr gut abschloss, und auch die Ablegung der Dienstprüfung schaffte er mit Auszeichnung. 1990 promovierte Wolfgang Krejs zusätzlich zum Doktor der Rechtswissenschaften.
I 991 wurde Wolfgang Krejs Amtsleiter des Kulturamtes der Stadt Salzburg. In den Salzburger Jahren sammelte er Erfahrung im Umgang mit einer extrem dem Denkmalschutz verhafteten Stadt und der Zerreißprobe der konservativen Kräfte mit dem in Salzburg installierten international besetzten Gestaltungsbeirat.
In seiner Heimatstadt Krems beginnt Wolfgang Krejs voll Enthusiasmus seine Tätigkeit als Stadtbaudirektor. Unter seiner Leitung verstärkt sich die Bedeutung des Bauamtes, und es entsteht eine neue Qualität der Auseinandersetzung in architektonischer und interdisziplinärer Hinsicht, eben beispielsweise mit dem oben erwähnten Hotel Klingelhuber oder der Kunsthalle Krems.
Jede Kunst und ihre Vermittlung will geübt sein, und Wolfgang Krejs übt unermüdlich: mit den Bauwerbern, dem Stadtbauamt, dem Gestaltungsbeirat, den Mandataren und Gremien der Stadt Krems- und an sich selbst, ständig bereit, das Neue und das im Bauen „Angemessene“ zu finden. Dieses Neue steckt in jedem persönlichen Anliegen des Bauwerbers verborgen, einmal und unwiederholbar – und muß vielfach erst entdeckt und entschlüsselt werden. Ist das Ziel erst geklärt, ist die Aufgabe auch zu lösen, auch wenn dabei neue Bauten auf solche des Mittelalters treffen wie zum Beispiel in Krems. Aber gute Architektur ist ohnehin zeitlos. Darin öffnen sich Chancen, nicht Zwänge, und das Gefühl der Befreiung entsteht dort, wo man sich des Geborgenen sicher sein kann.
Wolfgang Krejs versucht unbeirrt-ohne selbst Autor zu sein -die Wege für Verständnis und Fortschritt zu ebnen. Er vertritt Positionen, organisiert Ausstellungen, lädt zu Diskussionen und ist Gründungsmitglied von ORTEArchitekturnetzwerk NÖ.
Wolfgang Krejs sucht das Gespräch mit jedem Interessierten, und vermittelnd weißer Lagerbildung zu vermeiden, ohne von seinen Zielen abzurücken. Damit erreicht er eine breite Öffentlichkeit und sorgt so für eine breite Basis zu Fortentwicklung und Anerkennung zeitgenössischer Architektur, die vielfach noch verwechselt wird mit jenen vordergründig zeitgeistigen und modischen Versatzstücken, die unseren Blick auf das Wesentliche verstellen.
In vielen Bauwerbern erweckt Dr. Krejs das Erkennen dessen, was möglich und sinnvoll ist und beeinflusst so das Ganze mehr, als dies einem Architekten oder Stadtplaner möglich wäre. Diese Mühewaltung bleibt zunächst verborgen: den Weg bereitend für die, die ihn begehen, schützend wo angegriffen, anregend dort, wo Unentschlossenheit herrscht.
Einige der Bauten, die durch sein Zutun möglich wurden, werden österreichische Architekturgeschichte schreiben. Mit seiner Arbeit hat er auch dazu beigetragen, dass Krems als 13. Universitätsstadt Österreichs für postgraduate Studenten ein architektonisch anspruchsvolles Potential bereithält, das nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft weist.
Wir wünschen Österreich viele solche Baudirektoren!

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 1998