Wolfram Wagner

Musik
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Emotionale und formale Dichte in Einklang

Gegenwärtig arbeitet Wolfram Wagner, selbst einmal Flötist, an einem «Trio für Flöte, Cello und Klavier» und schließt damit eine Reihe von Kammermusikwerken ab. Erst im Februar fand die Uraufführung seines «Violine-Klarinette-Klavier-Trios» durch das Verdehr Trio in New York statt. Wenig später waren in Wien erstmals seine zweite «Cello-Klavier-Sonate» und in Bulgarien – aufgeführt vom Kreisler-Trio – das «Streichtrio» zu hören. Eine Ruhepause kennt der jüngste niederösterreichische Würdigungspreisträger nicht. Die Bremer Stiftung «Laudate Cantate» gab die Vertonung eines Andreas-Gryphius-Texts für gemischten Chor in Auftrag, Wolfgang Kogert wünscht sich eine «Fantasie für Orgel», das Orchester Spirit of Europe eine maßgeschneiderte Fanfare für die nächstjährige Niederösterreichische Landesausstellung und das sireneOperntheater eine Kammeroper nach einem Text von Leo Perutz. Vielfalt und Neugier prägten immer schon den Lebensweg und das Schaffen des 1962 in Wien geborenen Wolfram Wagner. «Mein Ziel ist es, hohe emotionale und formale Dichte in Einklang zu bringen. Oft liegen meinen Stücken strenge formale, tonale, metrische, sogar mathemati sche Konzepte zugrunde, andere Werke oder Sätze sind wiederum sehr frei konzipiert. Anwandlungen formaler Muster wie Kanon und Variation spielen mitunter eine Rolle, ebenso wie die Berücksichtigung der speziellen klanglichen und spieltechnischen Möglichkeiten der Instrumente, was einigen Stücken – besonders Solowerken – einen sehr virtuosen Charakter gibt», formulierte er Mitte der 1990er-Jahre sein künstlerisches Credo und gab einen instruktiven Einblick in seine persönliche Komponistenwerkstatt. Erich Urbanner und Francis Burt in Wien, an dessen Musikuniversität er mittlerweile als Dozent lehrt, Robert Saxton in London und der auch als Dirigent bekannte Hans Zender in Frankfurt am Main waren Wolfram Wagners Kompositionslehrer. 1993 war Wolfram Wagner «Composer-in-Residence» der renommierten Academy of Saint Martin in the Fields in London, 1997 entschied er den Internationalen Bruckner-Kompositionswettbewerb in Linz für sich. 1995 erhielt er den Publicity-Preis der Austro Mechana, 1998 den Förderungspreis des Bundeskanzleramts, bereits 1993 den Förderungspreis des Landes Niederösterreich für Musik.Die Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, die Wiener Konzerthausgesellschaft, die Academy of Saint Martin in the Fields, der Europäische Musikmonat Basel, der Carinthische Sommer, die Neue Oper Wien, das donaufestival sind nur einige der Institutionen, die immer wieder Aufträge an Wolfram Wagner erteilen. Sein weit gespanntes Œuvre umfasst die Kammeropern «Endlich Schluss» nach Peter Turrini, «Ödipus» (Libretto: Herbert Vogg) und «Wenn der Teufel tanzt» (Text: Ernst A. Ekker), Oratorien, das für das donaufestival 1997 konzipierte Ballett «Die Unvollendete …», dazu zahlreiche Orchester-und Chorwerke, Kammermusik und Lieder – vielfach auf CD dokumentiert. Wie sehr Wolfram Wagner, der seit Jahren einen eigenen Kompositionskurs im Rahmen der Internationalen Chorakademie Krems abhält, dabei stets die Möglich keiten der Ausführenden vor Augen hat, zeigt die Aufführungsstatistik. Allein in den letzten Monaten wurden unter anderem seine «Fantasie für Violine und Klavier» im Kulturhaus Saalfelden und im Ungarischen Kulturinstitut in Wien aufgeführt, eine neue Chorkomposition in New York, die «Flöte-solo-Capricen» und die «Orpheus-Ballade» waren an der Wiener Musikuniversität zu hören. Wiener Musikschüler musizierten sein «Kleines Trio» und sein «Kleines Quartett», der Wiener Kammer chor unter Michäl Grohotolsky sang sein A-cappella-Chor-
werk «dir», bei den Passionsspielen Erl hatte seine für die Neuproduktion komponierte Musik Premiere. Worin das Geheimnis von Wolfram Wagners Erfolg liegt? «Ein Könner mit Klangfantasie und Gespür für Sänger», hieß es vor Jahren in einer Rezension. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2008