Christa Biedermann

Bildende Kunst
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Die rote Königin

Es gibt kaum ein Medium, das Christa Biedermann nicht einsetzt, um ihre feministischen und politischen Anliegen zu vermitteln. Auch pädagogisch war sie tätig, sie ist Aktivistin und gehört als Performerin und Filmemacherin mit VALIE EXPORT und Renate Bertlmann zu den feministischen Aktionist*innen der ersten Stunde.

Wie Bertlmann war die 1953 in Wien geborene Künstlerin für die Frauenzeitschrift „Auf“ und die Intakt-Künstlerinnen- und Künstlergruppe tätig. Sie übte sich früh in Rollenbildern und Fragen zu Transgender-Themen. Ihr Video- und Fotozyklus „Die Rote Königin“ ist zudem ein starkes Statement für Freiräume der Kunst in ganz Europa, gedreht in 21 Städten von 1995 bis 2001. Auf den Fotos ist sogar der von Christo verhüllte Reichstag in Berlin im Hintergrund zu sehen.

Nach ihrer Diplomarbeit 1986 bei der Fotografin Eva Choung-Fux an der Angewandten ist Biedermann nicht nur durch ihre inszenierten Fotografien und zuletzt 2016 in Berlin prämierten Kurz- und Animationsfilme aufgefallen. Sie entwickelte seit den 1970er-Jahren kabarettistische Performances, malte und schuf Installationen. Nach Super-8- und 16-mm-Film wechselte sie zur digitalen Technik, die experimentelle Note blieb, ebenso wie ihre stark ironische Art zu dokumentieren.

Oft war Biedermann für Auszeichnungen nominiert, unter anderem für den Leading Ladies Award, doch ihre eigensinnige Wildheit im Ausdruck sowie viele politische Projekte mit Texten und Fotos einer „Vagabundin“, die vier Sprachen spricht, verschreckten die Kunstszene zuweilen: „Ich bin nicht Hollywood. Ich bin nicht TV. Ich bin Christa Biedermann. Und mache mein Programm!“

Umso wichtiger ist der Anerkennungspreis des Landes Niederösterreich für ihr unbeugsames Engagement, ihre Aktionen für ihren Urgroßvater Anton Rath, Bertha von Suttner und die Queer-Szene, beispielsweise in San Francisco. In Wien und Berlin, zuweilen auch in New York lebend, hat die Grenzgängerin Christa Biedermann bei Workshops in Schulen und an Universitäten auch in Niederösterreich unterrichtet und ihre freie, unkonventionelle Kunstauffassung hoffentlich an viele Menschen weitergegeben.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2019