Die Tradition als solide Basis
Der Komponist Franz Thürauer ist ein gestandener Niederösterreicher. Er wurde am 25. September 1953 in Wolfenreith geboren, seine Eltern waren Landwirte. Die Matura legte er am Privatgymnasium der Patres Serviten in St. Karl bei Volders in Tirol ab. Nach Ableistung des Präsenzdienstes inskribierte er 1973 an der Abteilung für Kirchenmusik der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Vier Jahre später begann er an der selben Anstalt sein Kompositionsstudium bei Prof. Burt, welches er 1981 abschloß. 1977, im Jahr seiner Eheschließung, nahm Thürauer einen Wie er es selbst ausdrückt Job als Klavierlehrer an der Musikschule in St. Pölten an. Bereits im nächsten Jahr sehen wir ihn als Musikerzieher am Stiftsgymnasium in Melk. Diese bis heute ausgeübte Tätigkeit bildet zugleich seine Existenzgrundlage. Dabei konnte er auch kompositorisch aktiv werden, indem er etliche Musiken für Schülertheater und -kabaretts schrieb. Daneben verfaßt Thürauer Kritiken für die NÖN, so z. B. über die alljährlich stattfindende Melker Orgelkonzertreihe. Schließlich leitet er seit zwei Jahren den Kirchenchor einer niederösterreichischen Marktgemeinde. Heute wohnt Franz Thürauer mit seiner inzwischen fünfköpfigen Familie in einem Einfamilienhaus in Kochholz im Dunkelsteinerwald. Die wichtigsten künstlerischen Erfolge stellten sich in den letzten Jahren ein, wie z. B. der Theodor Körner-Preis 1982. Im selben Jahr erhielt der Komponist den Auftrag, für die Reihe ,,Talente stellen sich vor“ ein Stück zu schreiben das Ergebnis war die ,,Winter-Serenade“ für Streichorchester. Das Wiener Kammerorchester hob das Stück in Linz im Brucknerhaus erfolgreich aus der Taufe und wiederholte die Aufführung im Konzerthaus in Wien. Ein weiterer Kompositionsauftrag ergab sich bald darauf durch den Abt des Stiftes Melk, der für die Melker Pfingstkonzerte und zwar anläßlich des 5jährigen Jubiläums dieser Konzerte – Thürauer zur Komposition des ,,Concertino Kolomani“ für Solo Viloline, Orgel und Kammerorchester anregte. Im heurigen Sommer versuchte sich der Komponist u. a. an einem Chorstück über einen geistlichen Text mit der Auflage, ein modernes, aber auch volksnahes Stück zu schaffen. Der Titel dieser Komposition lautet: ,,Der Herr ist mein Teil“; es war dies ein Geburtstagsgeschenk für den Pfarrer, dessen Kirchenchor Thürauer leitet. An weiteren Werken seien noch ein Prelude für Klavier und eine Sinfonia für Orgel genannt. Das quantitativ noch kleine Werkverzeichnis erklärt sich aus der Tatsache, daß Thürauer alle Werke, welche er während der Studienzeit schrieb, eliminierte, obwohl manche davon sehr erfolgreich waren. Der Grund dafür ist in der Tatsache zu suchen, daß diese Kompositionen stilistisch den künstlerischen Vorstellungen des Komponisten nicht mehr entsprechen. An diesen Stücken probierte er die gängigen modernistischen Techniken aus, deren Anwendung ihn heute nicht mehr befriedigt. Er ist Wie so viele Musiker der jüngeren Komponistengeneration – auf der Suche nach einer neue Wege beschreitenden, aber dennoch aus der Tradition kommenden melodischen und harmonischen Ausformung seiner Musik. Weiters bevorzugt er teils schwebende, teils tänzerisehe Rhythmen. Viele Anregungen holt er sich vom Jazz, den er als eine natürlich gewachsene Musik unseres Jahrhunderts empfindet. Der Förderungspreis des Landes NÖ 1983 soll dem Komponisten Franz Thürauer ein Ansporn sein, den von ihm als richtig erkannten künstlerischen Weg konsequent weiterzugehen.