Spuren und Zeichen auf dem Screen
Ines Hochgerners Arbeiten sind im besonderen Maße auf die Fläche bezogen: die Welt als gelebte Fläche in Form von Screen, Drucker, Computer und Tablet. „Der Screen ist dabei Bildfläche, Austragungsort, Interaktionsraum und Feld für Handlungen und Gesten, Träger von Spuren, die zu Zeichen werden können, auch wenn man noch nicht genau weiß, was diese bedeuten können“, so die Künstlerin.
Es entstehen Werke auf Papier, oszillierend zwischen subjektiven und objektiven Prozessen, die als Bild an der Wand hängen oder in den Raum gespannt bzw. installiert werden. Abstrakte Strukturen und Spuren definieren den Bildträger in Hochgerners Pigmentdrucken und Mischtechniken. Zahlreiche Arbeiten sind dem Thema der Landschaft gewidmet, tragen aber zugleich mit „Untitled“ einen abstrakten Wert in sich. Abstrakte Landschaften – gestische Konstruktionen, sich schlängelnde Markierungen der Handschrift im Bildraum.
Im Werkblock „Gestures“ flirren Spuren der Unschärfe auf den Pigmentdrucken. Hochgerners Arbeiten auf Papier expandieren eben auch in den Raum, erhalten Volumen. Sich wellende Papiere werden über Tischböcke geschlagen oder an der Wand mit Metallstäben eingeklemmt. Der Titel „Bodybuilding“ verweist auf die Körperlichkeit dieser Werke. Sie gewinnen durch die gleichmäßige Anreihung der Stäbe minimalistisch serielle Qualitäten – man denke etwa an Donald Judds „Stacks“: an der Wand fixierte, gereihte Quaderformen. Das Kunstwerk changiert zwischen Bild und Skulptur.
Anstelle der materiellen Härte und Coolness in der Minimal Art sind Hochgerners Wand-Objekt-Bilder weich und organisch; verwandt mit Robert Morris’ „Anti-Forms“, an der Wand fixierte Filzflächen, die sich am Boden stauen. In „The Studio“ (2016) vermisst die Künstlerin ihr Atelier mit einer Zeichnung im Raum, in dessen Raster sich die Künstlerin körperlich einschreibt.
Florian Steininger