Subtiler Widerstand
Die Sprache der rechten Populisten ist salonfähig geworden. Das beweist nicht nur das Ansinnen mancher Politiker, bestimmte Kunstwerke verbieten zu lassen, und die methodische Diffamierung von Geflüchteten, sondern auch eine Vielzahl weiterer Politiker, die konsequent am Abbau zivilisatorischer Grundprinzipien arbeiten: „No more immigrants from the Islamic world!“ („Keine Immigranten aus der islamischen Welt mehr!“) – so die Worte des Niederländers Geert Wilders bei einer Rede in Los Angeles 2013.
In ihrer Arbeit „Neues Europa“ (2010–15), einer Installation aus Fotoarbeiten und Zeitschriften, spricht Christina Werner, 1976 geboren und in Baden aufgewachsen, diese Problematik an. Sie stellt etwa den Tod eines Afrikaners in einer Polizeizelle den Zitaten Wilders’ gegenüber, zeichnet aber auch die mediale Inszenierung von rechtspopulistischen Auftritten nach.
Das Interesse an der gegenwärtigen politischen Stimmung äußert sich ebenso in ihrer jüngeren Arbeit „Reflecting Pools“, in der sie Fotografien mit Videos kombiniert und den Schauplatz von Ground Zero abbildet; sichtbar werden dabei unter anderem patriotische Selbstdarstellung und scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Weitere Themen ihrer Arbeit sind der Massentourismus („Beam Me Up“, 2014–15) sowie der Postkolonialismus in einer indischen Stadt („Pipal“, 2012–13). Dabei fokussiert sie oft das scheinbar Nebensächliche: Gesten, Mikrofone, Flaggen.
Sie wählt für ihre oft sparsamen Installationen häufig das Stilmittel der Wiederholung. In Bezug auf ihre Arbeit „The Boys Are Back“ schrieb dazu der Kurator Ingo Taubhorn: „Durch den Akt des Wiederholens […] verdichtet Werner für sich die These, dass sich Geschichte immer wiederholt.“ Mit bewusst gesetzten formalen Entscheidungen schafft Christina Werner subtile Arbeiten, die sich bei näherem Hinschauen als erschütternd entpuppen – wie unsere Gegenwart, in der Geflüchtete nicht als Schutzbedürftige, sondern als große und finstere Bedrohung für die Gesellschaft dargestellt werden.
Nina Schedlmayer