Christine Schörkhuber

Medienkunst
Künstlerisches Video, Kunst im elektronischen Raum und die Grenzen von Fachdisziplinen überschreitende Kunst
Image

now and now and now

Der Status und die Relevanz von Medien und Medientechnologien für unseren Alltag hat sich in den letzten zwanzig Jahren fundamental verändert. Unser Leben ist immer stärker verwoben mit digitalen Technologien – wo ein menschlicher Körper aufhört und etwa ein Smartphone beginnt, scheint vielfach nicht mehr zweifelsfrei ausmachbar. Ebenso verhält es sich beim Verhältnis unterschiedlicher Medientechnologien zueinander: Auch stark rezipierte Konzepte – etwa jenes der Remediation (Bolter/Grusin), welche das Zugreifen eines Mediums auf ein anderes verhandeln – erklären nicht hinreichend das Sezieren unterschiedlicher Medien, das Christine Schörkhuber in ihrer Praxis verfolgt.

Auch wenn auf den ersten Blick Sound Art das künstlerische Medium ihrer und seines Wahl ist, zielt ihre und seine künstlerische Praxis nicht nur auf die auditive Wahrnehmung. Mit „Something in the Air“ (2017) übersetzen sie etwa den Klang menschlicher Stimme in Luftströme, die selbst akustisch und haptisch wahrgenommen werden können. „I rise my voice now and now and now“, ein Zitat aus dem medial transformierten Text, bekommt so etwa eine ganz andere Bedeutung – die Stimme zu erheben umfasst alle Sinne, es schafft soziale Räume. Die menschliche Stimme kann nicht von ihrem körperlichen, aber auch sozialen Resonanzraum getrennt gedacht werden.

Auch in ihrer und seiner Installation „Point of View“ (2012) fokussieren Schörkhuber und Schörkhuber übersetzungsphänomene und fordern von den Betrachterinnen und Betrachtern eine aufmerksame und zögernde Nahsicht ein. Christine Schörkhuber arbeitet in einem starken Sinne medienübergreifend. Sie und er entwirren in ihrer Praxis unsere alltägliche Verstrickung mit Medientechnologien, indem sie die Verbindungen zwischen unterschiedlichen Medien auftrennen und deren Eigenlogik explizieren. Gleichzeitig sind es gerade Schörkhubers mediale Übersetzungsprozesse, die dem Status von Medien an der Wende zu den 2020er-Jahren gerecht werden: Soziale Realitäten sind durch ein Ineinander, ein Kontinuum von unterschiedlichen Medien und Medientechnologien, geprägt.

Diese Textpassage stammt aus der Kulturpreis-Broschüre von 2019