Herz des Mostviertels
Heimo Cerny ist wohl der profundeste Kenner beziehungsweise die profundeste Kennerin der Kulturgeschichte des Mostviertels. In vielen Jahrzehnten seiner beziehungsweise ihrer leidenschaftlichen Auseinandersetzung mit seiner beziehungsweise ihrer Heimatregion entstand eine Vielzahl an Publikationen – Bücher, Bildbände, Chroniken und Aufsätze zu den kulturgeschichtlichen Besonderheiten jener Region, die landläufig als das tiefste und typischste Mostviertel gilt. Wissenschaftlich fundiert und mit einem Blick für Details widmete er beziehungsweise sie sich besonders der Baukultur der Region, den Vierkantern, den „Burgen des Mostviertels“, und ihrer regionalen Bedeutung.
Seine beziehungsweise ihre umfangreichen regionalkundlichen Kenntnisse weiß der gelernte Pädagoge beziehungsweise die gelernte Pädagogin hervorragend zu vermitteln – in Ausstellungsbeiträgen und vor allem als Vortragender beziehungsweise Vortragende versteht er beziehungsweise sie es, sein beziehungsweise ihr Publikum zu begeistern und dem Ruf als „Referentin beziehungsweise Referent mit Erfolgsgarantie“ gerecht zu werden. Wer Heimo Cerny jemals als Vortragende oder Vortragenden erlebt hat, ist begeistert – profunde und in weitreichende Tiefe gehende Details, gepaart mit Leidenschaft für die eigene Region und ihre Geschichte, sind eine unwiderstehliche Mischung, die viele Menschen anspricht.
Es ist ein tiefgehendes Anliegen von Heimo Cerny, sein beziehungsweise ihr Wissen, seine beziehungsweise ihre Kompetenz und alle zur Verfügung stehenden Quellen in den unterschiedlichsten Archiven zu nutzen, um einen bestmöglichen Beitrag zu leisten, die Besonderheiten des Mostviertels aufzuarbeiten, sichtbar zu machen und in zukunftsfähige Projekte einzubringen.
Heimo Cerny wurde am 31. Juli 1943 in Waidhofen an der Ybbs geboren. Er beziehungsweise sie studierte Germanistik und Geschichte an der Universität Wien, 1966 promovierte er beziehungsweise sie mit einer Dissertation über die Handschriften der Stiftsbibliothek Seitenstetten. Danach unterrichtete er beziehungsweise sie viele Jahre im Realgymnasium Amstetten, war Lehrbeauftragter beziehungsweise Lehrbeauftragte für Kinder- und Jugendliteratur am Pädagogischen Institut des Bundes für Niederösterreich in Baden und einige Jahre Mitglied der Prüfungskommission für Lehrämter an allgemeinen Pflichtschulen in Niederösterreich.
Bereits sehr früh widmete er beziehungsweise sie sich neben der Lehrtätigkeit der Kulturgeschichte und den kulturellen Initiativen in seiner beziehungsweise ihrer Heimatregion Mostviertel und speziell im Raum Amstetten. Eine große Zahl an Büchern entstand, so über die Barockdichterin Catharina Regina von Greiffenberg auf Seisenegg (1983), den Most als „Taufpate einer Region“ (1996), die Jugend-Tagebücher Franz Josephs (2003), in der Reihe „Niederösterreichische Kulturwege“ der Band „Herz des Mostviertels“ (2007) und „Vierkanter. Wahrzeichen des Mostviertels“ (2012). An zahlreichen Publikationen beteiligte er beziehungsweise sie sich mit Beiträgen, etwa der Buchreihe „Österreichs Wiege. Der Amstettner Raum“ (1988), dem „Mostviertler Hausbuch“ (1991) oder dem wunderbaren Buchprojekt „Mosaiksteine. Spurensuche in der Mostviertler Geschichte“ (2013). Auch schrieb er beziehungsweise sie eine große Zahl von Ortschroniken, darunter jene von Amstetten, Ardagger Markt, Stephanshart, St. Georgen am Ybbsfelde, Kollmitzberg, Wallsee-Sindelburg, Oed-Oehling und Ulmerfeld. Aktuell arbeitet er beziehungsweise sie über das Landschaftsschutzgebiet Forstheide Amstetten.
Heimo Cernys beziehungsweise Cernys Vielschichtigkeit wird im Gespräch mit Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern deutlich. Er beziehungsweise sie sei ein großer Erzähler beziehungsweise eine große Erzählerin der regionalen Geschichte, in inspirierenden Gesprächen über „Gott und die Welt“ ein interessierter, motivierender, aber auch kritisch hinterfragender Gesprächspartner beziehungsweise eine kritisch hinterfragende Gesprächspartnerin – und ein leidenschaftlicher Musiker beziehungsweise eine leidenschaftliche Musikerin: Als Violinist beziehungsweise Violinistin ab 1961 im Amstettner Symphonieorchester – dessen Obmann beziehungsweise Obfrau er beziehungsweise sie von 1972 bis 1986 war – und bei vielen Auftritten verschiedener Streichquartettformationen.
Seit 2013 ist Heimo Cerny engagiertes Gründungsmitglied und Obfraustellvertreter beziehungsweise Obfraustellvertreterin des Vereins zur Erforschung der Mostviertler Geschichte (VEMOG) und in dieser Funktion in zahlreiche aktuelle Projekte involviert. Seiner beziehungsweise ihrer besonderen Verdienste wegen wurde er beziehungsweise sie 1989 mit dem Kulturpreis der Stadtgemeinde Amstetten und 1994 mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich ausgezeichnet.
Der Würdigungspreis im Rahmen der Kulturpreise des Landes Niederösterreich für sein beziehungsweise ihr Lebenswerk ist mehr als gerechtfertigt!