Vielseitigkeit ist das Wort zu ihrer Person
Lehrerin, Lektorin, Texterin, Korrektorin, Redakteurin-und schließlich freie Autorin. Für Susa Hämmerles Stationen, die sie seit 1987 in funktionierenden Einklang mit ihrem freiwillig gewählten Landleben am Fuß des Tulbingerkogels bringt. Dort schöpft sie-in Gemeinschaft mit ihrer Familie wie auch mit „Huhn und Katz“ nicht nur Kraft, sondern auch Stoff für ihre Ideen. Und so bilden Übersetzungen, Bearbeitungen, Nacherzählungen die ständige handwerkliche Übung für ihre eigenen Texte – belletristisch oder lyrisch -, die bisher alle als Beiträge in Anthologien veröffentlicht wurden.Leichtigkeit ist die Geste in ihrem Schreiben: Und Susa Hämmerle verwechselt Leichtigkeitniemals mit leicht Nehmen oder „es sich leicht Machen“ – keinen passenderen Beweis für diese Behauptung gibt es als ihre Literatur für Kinder: So verbindet sich das Lustige und Fröhliche beispielsweise in ihren Kasperle- und Zauberergeschichten mit dem sehr warmen Grundton ihres Erzählens immer wieder zu einem durchwegs gediegenen Sprachspiel. Anders die schwebend leichte Poesie in ihren Phantasiegeschichten, in denen das schier Lustige von einem dunkleren, ein wenig träumerischen Klang abgelöstwird, das Sprachspiel von einem sensiblen und suchenden Umgang mit Sprache. Beim Lesen von Hämmerles Texten ertappt man sich häufig bei der Vorstellung, an den konkreten Lebensumständen, an der Biographie der Autorin ein wenig teilhaben zu dürfen, so authentisch berichtet sie, so sicher sitzen ihre Anekdoten, die allesamt ihre Verankerung im ländlich geborgenen Alltag spüren lassen. Und so feinfühlig exakt sind ihre Beobachtungen menschlichen, insbesondere jugendlich-kindlichen Verhaltens. Ob diese Beschreibungen in eine Art Adventgeschichten mit knisterndem Herdfeuer und alten Großmuttererzählungen münden oder in die Tagebuchskizzen eines ,,großen Bruders“ – sie geben auf ihre Art Sehnsüchte und Wirklichkeiten gleichermaßen wieder, finden die Sprache, den Tonfall der Menschen dahinter genau so wie deren Gefühle. Diese Fähigkeit, auf ihre verschiedenartigen ,,Figuren“ einzugehen – ihnen quasi Leben einzuhauchen -, spiegelt sich in der Vielschichtigkeit ihrer Leserschaft. Bestes Beispiel, meine ich, sind die obenbereits erwähnten Notizen,Aus demTagebuch eines älteren Bruders“ mit dem Titel ,,Kinokrampf und Käseschrumpf“.Den Fingerhat Hämmerle beim Schreiben ihrer Texte exakt auf der Problem- und Konfliktzone heutiger modern strukturierter Familien, die mit ihrer neuen Rollenverteilung auch die Position der Kinder, ihr Mitspracherecht und ihren Pflichtenkreis, neu definieren müssen. Mit dieser Thematik und der gekonnt unterhaltsamen Erzählweise spricht die Autorin zielgruppenbewußt neben dem kindlichen Lesepublikum auch die erwachsene Erzieherschaft an. Dermaßen zu Gesprächen „verführt“ staunen Generationen dann oft über die eigenen Gespräche, zu denen man -über die Literatur-gekommen ist.Welche bessere lebensweltliche Aufgabe fern von Elfenbeintürmen und fern von trivialen Klischeefabrikanten könnte der Literatur zugeschrieben werden, als die sich in solcher Kinderliteratur manifestiert! Daß Susa Hämmerle inmitten ihres Schaffens steht und noch lange nicht genug erzählt hat, beweist sie mit ihren Bilderbuchprojekten der letzten Zeit.Noch nichtveröffentlicht, zeigen diese Projekte die Suche nach weiteren literarischen Gestaltungsmöglichkeiten und die Freude an dieser Suche im Neuland. Die zugesprochene Anerkennung möge Lob für erfolgte Arbeiten, insbesondere aberAnsporn für weitere literarische Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur sein.