3100
Bibliothek, Dom, Bahnhof, Kino, Lebensmittelgeschäft, Regierungsviertel, Badesee – solche Orte weiß man zu nutzen und zu benutzen. Sie erfüllen ihre Funktion, es erfordert keine besondere Beschäftigung mit ihnen. Doch Teresa Teufl und Hannah Zinöcker gelingt es in dem von ihnen herausgegebenen Band „3100 – eine gestalterische Auseinandersetzung mit der Stadt St. Pölten“, vollkommen neue Zugänge zu diesen Orten zu entwickeln.
Durch jeweils unterschiedliche Konzepte und eine sorgfältige grafische Gestaltung gelingen ihnen faszinierende Annäherungen an wohlbekannte Plätze, die anregen und verstören, die in die Tiefe führen, den Horizont weiten und den Geist in Bewegung setzen. So werden abgelegte Bilder hinterfragt, wird das Denken herausgefordert.
Wie das geht, zeigt schon der erste Beitrag, eine Annäherung an die Landesbibliothek. Die Hauptkategorien der Einteilung der Bücher werden zwar beibehalten, die dazu abgedruckten Textfragmente passen in Sprachmelodie und Wortwahl auch zur jeweiligen Kategorie, doch inhaltlich laufen sie ins Leere.
Doch nicht nur die sprachliche, vor allem auch die grafische Umsetzung ist wunderbar gelungen und höchst abwechslungsreich. Jeder Ort wird nach einem unterschiedlichen Konzept gezeichnet, fotografiert und beschrieben. So findet man beim Lebensmittelladen ein Foto eines Überraschungseises mit Vollkornnudelfüllung. Die Geräuschkulisse des Erholungsgebiets „Kaiserwald“ wird mit einer Partitur ähnlich der Notenschrift wiedergegeben.
Der Band „3100“ lädt ein zum Staunen, zum Nachdenken und zum Lachen. Neugierig werden und neugierig bleiben, das ist die Voraussetzung für Lernfähigkeit. Wie man diese Neugierde fördern und Menschen zum Lernen anregen kann, das zeigen Teresa Teufl und Hannah Zinöcker mit diesem Band und bieten damit ein Beispiel für Erwachsenenbildung im besten Sinne.