Harmonia Nova
Ulf Diether Soyka zählt zu denjenigen Musikern, die in ihrer kompositorischen Arbeit nicht eine schöne Freizeitbeschäftigung, sondern ihren Beruf in des Wortes umfassender Bedeutung sehen, und die daher mit Berechtigung „Komponisten“ genannt werden können. Das beinhaltet freilich eine stetige Konfrontation mit existenziellen Problemen, die am ehesten jemand beurteilen kann, der sich wie der Schreiber dieser Zeilen mit eben diesen Problemen jahrelang auseinandersetzen mußte. Der Förderungspreisträger Ulf Diether Soyka wurde am 5. Juni 1954 in Wien geboren und lebt sein 1979 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Klosterneuburg. Schon ab dem 14. Lebensjahr, neben dem Besuch des humanistischen Gymnasiums, neben Musikschule und Konservatorium, begann Soyka zu komponieren. Allein während der Schulzeit entstanden nicht weniger als an die 60 Kompositionen. Auf die Matura folgte ein einjähriger Wehrdienst, den Soyka als Reserveoffizier beendete. Danach widmete er sich voll einem umfassenden und vielseitigen Studium an der Wiener Musikhochschule. Dabei belegte er die Fächer Tonsatz, Komposition, Dirigieren, Musikalische Graphik, Harmonikale Grundlagenforschung und absolvierte Musikpädagogik mit Auszeichnung. Diplome errang er in den Fächern Dirigieren und Komposition. Seine Lehrer war u. a. Friedrich Neumann, Heinz Kratochwil, Robert Schollum, Othmar Suitner und Friedrich Cerha. Zwei Jahre lang war Soyka Assistent für die Dirigentenklassen GMD Suitner und Prof. Österreicher, darauf folgte eine vorübergehende Tätigkeit als Gymnasiallehrer in Gänserndorf. In das Jahr 1978 fällt die Gründung des Projekts „Uraufführungen“ zur Unterstützung bedürftiger Instrumentalmusiker. Schließlich gibt Soyka noch als Privatlehrer Kompositionsunterricht auf gleicher Ebene liegt auch sein Wirken als Referent im 1. Wiener Ferienkurs für Komposition. Dankenswerterweise gibt es in unserer Zeit Institutionen, die einem jungen Künstler den Start erleichtern zumindest was die finanzielle Seite betrifft. So erhielt Ulf Diether Soyka zweimal ein Stipendium der Alban Berg-Stiftung, einen Th. Körner-Kompositionspreis, Arbeitsstipendien sowie 1983 ein Staatsstipendium für Komposition. Auch das Land Niederösterreich trug zur Förderung des Komponisten bei: 1981 und 82 gab es bereits Anerkennungspreise, 1983 schließlich den Förderungspreis. Das Werkverzeichnis Soykas weist einen bereits beträchtlichen Umfang auf, es kann daher hier nur summarisch angeführt werden. An Orchesterwerken liegen z. B. ein Saxophonkonzert, ein Schlagzeugkonzert und das Ballett „Bathmos“ vor, weiters ein Streichquartett, eine Violinsonate, Klaviermusik, Duos, Blockflötenmusik, Lieder, Chöre für den Schulunterricht und diverse Kammermusik. In einem Liederzyklus vertonte Soyka auch Texte niederösterreichischer Dichterinnen, wie z. B. von D. Mühringer und J. Ebner. Aufführungen gab es bisher u. a. bei den Wiener Festwochen, beim ORF Salzburg und Wien, im Konzerthaus, Musikverein und Universität, bei den Kulturwochen Klosterneuburg und in Darmstadt. Im Jahre 1982 gründete Soyka ein Ensemble für neue Musik mit der Bezeichnung „Harmonia nova“. In dieser Bezeichnung drückt sich auch schon das künstlerische Credo des Komponisten aus: in der Musik wieder zu einer Harmonie zurückzufinden, die aber nicht epigonal, sondern eben neu sein sollte. An dieser Stelle will ich den Komponisten selbst zu Wort kommen lassen, der sich anläßlich der Zuerkennung des NÖ Förderungspreises wie folgt geäußert hat: ,,Man sagt, die Dankbarkeit sei umso größer, je größer die Not. Ich glaube, das stimmt. Wer fördert, soll aber auch sehen, was er fördert. So gebe ich ein wenig Einblick in den Arbeitsalltag: täglich 5-8 Stunden Notenschreiben und 1-5Stunden Korrespondenz, Organisation und Proben. Für 15 Minuten Musik (z. B. Saxophonkonzert) benötige ich 200-600 Arbeitsstunden. Dafür erhalte ich nach einer Aufführung von der AKM 300,- bis 5000,- Tantiemen. Von offiziellen Konzertveranstaltern werden mir jährlich 1-2 Aufführungen verschafft, bei den übrigen Aufführungen (monatlich) muß ich die Musikerkosten meist selbst finanzieren. Bisher hatte ich das Glück, durch großen Arbeitseinsatz meiner Familie das Leben zu ermöglichen. Ich bin Komponist das ist meine Chance, meine Verantwortung, aber auch meine Schuld. So möchte ich bei aller Dankbarkeit nicht auf eine Bitte vergessen: fördern Sie auch in schweren Zeiten weiterhin die lebenden Musiker so, wie Sie mir geholfen haben! Ich selbst möchte Ihnen am liebsten mit schönen Konzerten danken.“ Und an diesen letzten Satz des Komponisten möchte ich zum Abschluß anknüpfen: die beste und sinnvollste Förderung eines Komponisten besteht noch immer in der Aufführung und Verbreitung seines Werkes, davon lebt“ nun einmal ein Komponist, nicht nur in materieller, sondern auch und vor allem in geistiger Hinsicht!