Delikat-essen!
Accus- die keltische Doppelaxt, steht für Gerechtigkeit, Wiedergeburt, Erneuerung, aber sie hat auch eine kämpferische Komponente, signalisiert Wehrhaftigkeit und Provokation. Didi Jäger, gebürtiger Oberösterreicher, aber seit 1987 leidenschaftlicherWahlniederösterreicher, fand das keltische Symbol in einem Weinviertler Keller, in einer Ausstellung der ebenfalls nach Niederösterreich zugewanderten bildenden Künstlerin Irena Racek. Damit war 1994 der Name für die eben von Jäger gegründete freie Theatergruppe gefunden. Mittlerweile zählt Accus zu einer der aktivsten Theaterformationen des Landes, vor allem was die Pflege zeitgenössischer Musik- und Theaterformen anlangt. ,,Accus ist gleich Dietmar ,Didi‘ Jäger dividiert durch Scheday mal Gantschacher“ lautet die Grundformel, aufdie sich das Wirkungsprinzip der Formation zurückführen läßt. Als Schauspieler, Regisseur, Produzent, Projekterfinder und -entwickler, Produktionsleiter und nicht zuletzt hartnäckiger Grabenkämpfer in kulturellen Belangen prägt Didi Jäger die Inhalte und die kulturpolitische Ausrichtung von Aceus. Innerhalb kürzester Zeit hat er aber in seinem organisatorischen Einmannbetrieb eine Reihe interessanter Künstler um sich geschart. Michäla Scheday führte bisher bei den meisten Produktionen Regie und steht selbst immer wieder auf der Bühne, Herbert Gantschacher zeichnet vor allem für die Entwicklung kompromißloser zeitgenössischer Musiktheaterprojekte (,,kurze stücke“ von H.C. Artmann, ,„Schwarz/Weiß“,„5-Quinta Essentia“) verantwortlich. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Schauspielerinnen und Schauspielernwie Erika Deutinger, Christoph Spiess, Ursula Strauss und anderen läßtAceus nahezu als Ensemblebetrieb erscheinen. Der Dramaturg Wolfgang Huber-Lang entwickelt viele der Produktionen, die Musiker Harald Haslinger und AdiSchober sowie die Komponisten Herbert Lauermann, Werner Raditschnig und Werner Schulze prägen die Welt der Klänge bei Accus, von Uraufführungen bis zum akustischen ,,Soundtrack“. Irena Racek entwarf das Logo für Accus. Die konsequente Pflege zeitgenössischer Kunst, die Verbindung von Wort und Musik, Auftragsvergaben fürAutoren und Komponisten, die Bespielung ungewöhnlicher Aufführungsorte und die Entwicklung von spannenden theatralen Events (z.B. ,,Lilli Marilli“ und ,,Nostradamus in Krems“, beide in Koproduktion mit dem NÖ Donaufestival) sind das Markenzeichen der Formation, die damit einen schwierigen kulturpolitischen Weg eingeschlagen hat, zumal in einem Land, wo das Interesse an zeitgenössischer Kunst nicht gerade Tradition hat und das Publikum nicht in Massen heranströmt zu den unkonventionelleren Theaterformen, wie Accus sie pflegt. Trotzdem hat Accus Erfolg. Nicht zuletzt deshalb, weil Didi Jäger neben ungewöhnlichen Delikatessen ( die exzellente Schachpartie ,Schwarz/Weiß“serviert österreichische Gegenwartslyrik mit Musikminiaturen) durchaus auch gut verträgliche Alltagskost anrichtet – immer mit dem besonderen Hautgout, der die unverwechselbare Würze verleiht. Die Erfolgsproduktion ,,Der zerbrochene Krug“ nach Kleist wurde in einer Fassung von H.C. Artmann gegeben – zunächst im sommerlich stimmungsvollen ehemaligen Wirtshaushofin Gossam, dann auch wochenlang in Wien. „Die Alchimistin“, Komödie von Ben Johnson, ist heuer in Gossam in der Bearbeitung von Erwin Riess zu sehen. Jägers Kooperationsgemeinschaft und Vielseitigkeit ermöglicht zudem die Zusammenarbeit mit zahlreichen anderen Kulturträgern im Land, mit Musik Aktuell und der Bühne im Hof, mit dem NÖ Donaufestival und dem Wald4tler Hoftheater. Seit 1996 gestaltet Didi Jäger= Accus auch das Programm des Hoftheaters in Gossam und seit heuer auch das der Pöggstaller Kulturtage.Die Fortsetzung der konsequenten Arbeit von Accus ist im Sinne einer lebendigen Kulturszene dem Land Niederösterreich dringend zu wünschen. Die Verleihung des Anerkennungspreises ist ein wichtiges Signal, dem hoffentlich auch weiterhin die entsprechende und notwendige finanzielle Unterstützung folgen wird.