Ein Dorf blickt zurück und entwirft Zukunftsperspektiven
Wenn im Weinviertel ein Dorf die Häuser besetzt, dann wird daraus kein Aufstand, sondern ein mutiger Entwurf für die Zukunft am Land. Das kleine Dorf Eichenbrunn an der B6 zwischen Laa/Thaya und Korneuburg ließ sich vom Thema „Metamorphose“ des Viertelfestivals inspirieren und tauchte tief in die Geschichte der eigenen Häuser ein. Aus diesem Blick auf den Wandel der letzten Jahrzehnte entstand eine gelungene Dokumentation der Geschichte der Häuser und deren einstiger und heutiger Bewohnerinnen und Bewohner.
Das Projektteam des Verschönerungsvereins formulierte daraus nach Interviews und Befragungen speziell auch mit der Jugend eine „Charta für Eichenbrunn“, die für die Bereiche Wohnen, Wirtschaft, Zusammenleben und Wissensweitergabe konkrete Ziele für den Ort definiert.
Die gelungene Sammlung historischer Fotos ergänzte man mit aktuellen Aufnahmen aller Häuser des Dorfes. Die Hausbewohnerinnen und -bewohner des Jahres 2017 – also die heutige „Hausbesetzung“ – stellten sich bei diesem Projekt vor ihr eigenes Haus und wurden mit ihrer Hausfassade fotografiert. Gepaart mit den alten Ansichten zeigt sich damit am besten der Wandel des gesamten Dorfes. Die Jugend des knapp 280 Menschen zählenden Dorfes beteiligte sich mit mehr als 80 Prozent an einer Online-Befragung zur Zukunft und zum Dorfleben. Beeindruckend ist dabei, dass 82,5 Prozent der Jugendlichen angaben, weiter im Ort leben zu wollen.
20 freiwillige Helferinnen und Helfer und vier Hauptakteure rund um Obmann Michäl Staribacher engagierten sich beim Sammeln der historischen Aufnahmen, bei den vielen Fototerminen im Ort, bei der Gestaltung des Fotobuches, den Befragungen und bei der großen öffentlichen Präsentation mit Statements zur Dorfentwicklung. Die Fotobücher bewahren die „Hausbesetzungen“ nun in der kollektiven Erinnerung des Dorfes.
Bleibender Höhepunkt des Projekts ist ein drehbarer Fotorahmen neben der Pfarrkirche. Ein beliebtes Motiv für Einheimische und Gäste, das künftig viele Erinnerungsfotos ermöglichen wird. Die Häuser bleiben besetzt!
Franz Knittelfelder